7# Fury, Shadow & Wonderwall - Getrübtes Glück
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VRH Nalmonhof :: Bericht :: Judith
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7# Fury, Shadow & Wonderwall - Getrübtes Glück
„Guten Morgen, Süßer“ Ich stütze meine Hände auf die Boxentür und sah Fury beim fressen zu. Mein Wallach kaute den letzten Rest seines Müslis gemütlich zu Ende, trotte dann auf mich zu. Ich klaubte ihm einen Strohhalm aus dem Schopf. „Na, hats dir geschmeckt?“ Fury schnaubte sanft, rieb seinen Kopf an meinem Arm. Lächelnd entriegelte ich die Boxentür, schlang meinem Wallach die Arme um den Hals. Mein Vollblut machte mich einfach nur glücklich. Nie war ich so froh gewesen wie seit ich Fury kannte – jedenfalls nicht seit Saskia gestorben war. „Wir haben heute viel vor“ Ich verwuschelte meinem Pferd ein bisschen die kurze Mähne und nahm dann sein Halfter vom Haken. Mit einer geübten Bewegung stülpte ich ihm das Stoffteil über den Kopf und zupfte leicht am Strick. Fast ein wenig wiederwillig folgte Fury mir zum Putzplatz und ließ sich dort anbinden.
Leise pfeifend – aber wirklich sehr leise – machte ich mich ans Putzen. Fury nicht sehr dreckig, aber ein Fleck auf seiner Sattellage war extrem hartnäckig. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Furys Fell geputzt war und nochmal eine Viertelstunde, bis ich die Beine und die Hufe gesäubert hatte. Meinen Wallach störte das herzlich wenig, er döste seelenruhig und ließ nur ab und an ein leises Schnauben hören. Furys Langhaar ließ ich heute einfach mal unbeachtet, holte mir aus der Sattelkammer Knotenhalfter, eine Gerte und einen langen Strick und ging mit meinem Wallach in die kleine Halle.
Fury tänzelte ein wenig um mich herum, als ich mich bückte, um einige Sachen aus der Ecke der Halle zu kramen und die Gerte da zu verstauen. Seufzend richtete ich mich auf, sah Fury streng an und ließ ein klares „Nein!“, von mir hören. Einen Klaps gabs Gratis dazu. Fury schnaubte beleidigt. „Junge, jetzt tu nicht so!“ Ächzend richtete ich mich, ließ die Gegenstände erst einmal Gegenstände sein. „Ok, fangen wir mal mit dem Grundtraining an, dass kennst du ja schon“
Ich begann, los zu gehen, ohne mich nach meinem Pferdchen um zu sehen. Zunächst zögerte mein Wallach, doch als der Strick schon ganz gespannt war, setzte er sich in Bewegung und war mit zwei Galoppsprüngen auf meiner Höhe. Lächelnd klopfte ich ihm den Hals, ließ den Strick weiter durchhängen. Fury wich mir nicht von der Seite. „Es läuft doch gut, oder Süßer? Ich bin froh, dass du das nicht verlernt hast“ Ich begann zu rennen. Nach einem kurzen Zögern fiel Fury in einen lockeren Trab, um bei mir zu bleiben. Er blieb auch mit dem Kopf an meiner Schulter, als ich den Strick ganz durchhängen ließ „Feiner Junge“ ich blieb stehen, klopfte Furys Hals und schob ihm ein Leckerli zu. „Bereit für den nächsten Schritt?“ fragte ich mein Vollblut und hakte den Strick aus dem Halfter.
Da wir die letzten Male schon geübt hatten, das Fury mir am durchhängenden Strick folgte, war jetzt das folgen ohne Strick an der Reihe. „Kommst du mit?“ fragte ich Fury und setzte mich in Bewegung. Der Wallach untersuchte in der Zeit den Hallenboden und schnaubte seelenruhig vor sich hin. Erst als er checkte, dass ich schon weit weg war, ging ein Ruck durch seinen Pferdekörper und er trabte los, um mich ein zu holen und neben mir her zu trotten. „Siehst du, ist doch gar nicht so schwer“ lachte ich, lief noch zwei Minuten kreuz und quer durch die Halle und belohnte Fury dann mit einem Klopfen und einem kleinen Leckerli.
Um die Abwechslung aufrecht zu halten, machten wir uns jetzt an eine ganz andere Übung, die mehr dem Antischreck Training diente. In einer Ecke der Halle staubte mein alter Kassettenrekorder vor sich hin, den hatte ich da vor einiger Zeit abgelegt, aber noch nicht benutzt. Daneben lagen in einer Kiste mehrere Kassetten mit verschiedenen Geräuschen, die einem bei Ausritten begegnen konnten, ganz besonders in Straßennähe. Aus Erfahrung wusste ich, dass Fury nichts gegen den gleichmäßigen Ton von Autos auf einer Straße hatte, bei Hupen, Lichthupen, Türenknallen und den Geräuschen, die Lastwagen und Busse beim Fahren machen, sah es schon anders aus. „So Süßer, wollen wir mal sehen, wie du dich machst“ Mir war aufgefallen, dass Fury mit Lichthupen am wenigstens Probleme hatte, danach kam das Hupen, dann das Geräusch von Lastwagen und Bussen und vor Türenknallen hatte mein Wallach eine panische Angst. „Wir fangen mit dem einfachsten an, Fury“ Erklärte ich meinem Vollblut. Er folgte mir neugierig, als ich zu meinem Kassettenrekorder ging und die erste Kassette aus der Schachtel nahm und in den Rekorder einlegte. „Bereit, Pferdchen?“ Ich drückte auf Play, trat mehrere Schritte weg und beobachtete Fury gespannt.
Die ersten Sekunden ertönte kein Geräusch, das hatte ich extra so gemacht, um mich notfalls noch in Sicherheit bringen zu können. Das würde aber gerade nicht nötig sein. Leise ertönten nun die ersten Klänge einer misstönenden Hupe. Fury spielte unruhig mit den Ohren, machte einen kleinen Satz nach hinten, als die Klänge jetzt lauter wurden. Seine Augen waren geweitet, aber weiter passierte nichts. „Ist gut, Süßer“ murmelte ich leise, trat vorsichtig auf meinen Hellbraunen zu und klopfte seinen Hals. Furys Ohren spielten wieder etwas mehr, seine Haltung entspannte sich ein Stück. Leise auf ihn ein murmelnd begann ich, seinen Ohrenansatz zu massieren. Immer mehr und mehr entspannte sich mein Pferd, bis er dösend dastand, während um uns herum die Welt nur noch aus Hupen zu bestehen schien. „Feiner Junge“ murmelte ich. Die Kassette setzte zu einem letzten, misstönenden Hupen an und Fury spielte nur leicht mit den Ohren, stand ansonsten ganz ruhig. „Siehst du Junge, so schlimm ist die Welt gar nicht“ Ich steckte ihm ein Stück Apfel zu und wandte mich dann der nächsten Kassette zu. Die Bus- und Lastwagengeräusche waren so aufgenommen, dass man das Gefühl hatte, die würden direkt neben einem vorbei fahren. Ich legte die Kassette ein, drückte die Playtaste und entfernte mich einige Schritte von Fury, der mit zwar hinterher sah, aber dann durch die Kassette gefesselt wurde und mir nicht nachlief.
Schon bei dem ersten Geräusch machte Fury einen Schritt rückwärts, seine Ohren spielten, seine Nüstern waren gebläht. „Ruhig“ murmelte ich instinktiv, hielt mich aber noch von meinen Hellbraunen fern. Das Geräusch schwoll mehr an, es wurde um einiges Lauter. Fury drehte sich auf der Hinterhand um und keilte zweimal hart aus. Die Geräusche schwollen immer mehr an. Ich überlegte, was Fury jetzt machen würde, vielleicht Steigen, aber es kam anders. Fury warf einen letzten Panischen Blick Richtung Lärmquelle, drehte sich erneut auf der Hinterhand und floh. Widerwillens musste ich lachen: Mein Vollblut- ein kleine Schisser!
Auf der Suche nach einem Ausgang flitzte mein kleiner Schisser durch die Halle, fand aber keinen. Ich beobachte kritisch, wie Fury immer wieder am Hallentor entlang lief, sich schließlich suchend um sich selbst drehte, als wollte er ein Westernpferd werden und allen zeigen, dass er schon einen perfekten Spinn beherrschte. Auf einmal stockte das Vollblut, musterte mich mit abgestelltem Schweif und aufgerissenen Augen. „Und jetzt?“ fragte ich den Wallach leise. Fury senkte den Kopf, riss ihn beim nächsten „Lastwagen“ wieder hoch und kam auf einmal auf mich zu. Vorsichtshalber drückte ich mich etwas tiefer in die Ecke, machte mich bereit, auf die Bande zu klettern, falls mein Pferdchen unangenehme Absichten haben sollte.
Fury kam auf mich zu gefetzt, stellte sich hinter mich und drückte mir seinen Kopf in den Rücken. Ich drehte mich verwundert um und sah auf Furys Zitternde Gestalt. Seine dunklen Augen trafen meine und auf einmal verstand ich. Fury suchte Schutz bei mir. Ich war überwältigt. Mit zitternden Knien fing ich an, Fury zu massieren, damit er sich entspannte. Dabei ruhten unablässig die Augen meines Wallaches auf mir. Der Ausdruck darin kam mir vertraut und zugleich fremd vor. Es schien, als wollte Fury sagen: Wenn du hier bist, wird es schon seine Richtigkeit haben, was hier abgeht. Ich war geplättet, dass mein Pferd mir so viel Vertrauen entgegen brachte.
Langsam beruhigte sich Fury und wenn er bei den Geräuschen auch nicht gerade glücklich wirkte, akzeptierte er sie. Und das war erst einmal die Hauptsache. Ohne tänzeln, ohne Treten, ohne Steigen wenn auch angespannt folgte mir das Vollblut jetzt durch die ganze Halle auf den Rekorder zu. Ich wollte die Kassette abschalten, es reichte für heute. Furys Nase immer an meinem Arm wanderten wir durch die Halle, ich beugte mich über den Rekorder und mit einem Klicken verschwanden die LKWs und Busse aus der Halle. Fury schnaubte, ließ erleichtert seinen Kopf hängen. Ich streichelte seinen nassen Hals, steckte ihm ein Leckerli zu und sah ihn dann an. „Kommst du mit?“ Ich lief los.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, heute nicht mehr das Traben ohne Strick aus zu probieren, aber es klappte so gut und Fury vertraute mir so wie nie, dass ich gar nicht anders konnte. Und tatsächlich zögerte mein Pferdchen nicht, sondern setzte sich in Bewegung und trabe einträchtig neben mir her, immer Köperkontakt haltend. Einer Eingebung folgend hüpfte ich über ein kleines Cavaletti. Mein Süßer folgte mir brav, machte einen eleganten Hüpfer über das kleine Ding und schloss sofort wieder zu mir auf.
Ich lief noch eine Minute so herum, blieb dann schwer atmend stehen. Meine Kondition war auch schon mal deutlich besser gewesen. Auch Fury schwitze, die Aufregung wegen den Bussen hatte ihr übriges getan. „Feierabend, Fury!“ Ich steckte meinem Wallach noch ein Stück Apfel zu, hakte sicherheitshalber den Strick wieder ins Halfter und verließ die Halle.
Auf halben Weg zum Putzplatz lief mir Jessy vor die Füße. „Hallo ihr beiden“ lächelte sie. „Hey“ erwiderte ich ihren Gruß und lächelte ebenfalls. Fury streckte neugierig den Kopf vor und prustete Jessy leicht an. „Na du“ Jessy lachte und kraulte meinem Wallach die Stirn. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass die Sachen, die du für Shadow bestellt hast- also die spezielle Trense und die Longe und so -heute angekommen sind. Ich habe sie dir ausnahmsweise in den Schrank geräumt, weil sie mich genervt haben“ „Ok, danke“ „Viel Spaß dir noch“ wünschte Jessy mir, gab Fury einen zärtlichen Klaps und trottete von dannen.
Ich setzte meinen Weg fort. Es wehte ein kühler Wind, die Sonne knallte vom Himmel und der Himmel war knallblau. Meine Laune stieg immer weiter. Ich nahm mein Pfeifen wieder auf, band Fury sorgfältig an und nahm mir eine Kardätsche und einen Striegel zur Hand, um den getrockneten Schweiß auf dem Fell des Wallaches zu putzen. Mein Vollblut winkelte ein Hinterbein an, begann zu dösen und ich ließ meine Gedanken schweifen. „Ich glaube, ich longiere Shadow heute mal wieder“ erklärte ich meinem Pferdchen. „Was ich mit Wonderwall mache, weiß ich noch nicht“ Bei dem Gedanken an meinen Trakehner lächelte ich unwillkürlich. Der Schwarze hatte sich echt gut gemacht, er ließ sich gut reiten, auch wenn er manchmal noch seinen Willen durchsetzten wollte. Aber durch die beiden Join-Ups, die ich mit ihm gemacht hatte und dadurch, dass ich ihn vor jedem Reiten massierte, hatten ihn umgänglicher gemacht.
Inzwischen war Furys Hellbraunes Fell gesäubert und auch unter den Hufen war kein Dreck mehr zu finden. „Dann bringen wir dich doch mal auf die Weide, ok?“ Ich strich meinem Wallach über die kleine Flocke auf der Stirn, löste den Strick vom Anbindehaken und führte meinen Süßen zu seiner Weide.
„Bis morgen, Großer“ Ich schlang Fury meine Arme um den Hals, drückte mein Gesicht in seine kurze Mähne, atmete seinen Geruch ein. Ungewollt kamen mir die Tränen. Schluchzend löste ich mich von Fury, der sanft schnaubte und seine Nüstern gegen meinen Bauch drückte, als wolle er mich trösten. Ich musste lächeln, drückte ihm einen Kuss auf die weichen Nüstern und steckte ihm einen Apfel zu. Fury schmatzte gierig, fuhr mir dann durch mein Gesicht und hinterließ einen Spur aus Pferdesabber, gespickt mit Apfelresten. „Na Lecker, Fury“ schimpfte ich, meinte es aber nicht wirklich ernst. Mit einer Handbewegung hatte ich seine Spuren wieder beseitigt und nahm Fury jetzt sein Halfter ab. Mein Vollblut blickte mich aus großen, dunklen Augen an, unschlüssig ob er gehen sollte. „Ab mit dir“ murmelte ich zärtlich, gab Fury einen leichten Klaps und sah lachend zu, wie er buckelnd davon stürmte, aus vollem Galopp bremste, eine Vierteldrehung machte und auf die Tränke zu rannte. „Du bist schon einer“ murmelte ich leise, drehte mich auf dem Absatz um und machte mich auf den Weg zu Shadow.
Die Stute stand am Gatter, wollte aber weg rennen, als sie mich erblickte. „Nichts da!“ Ich schlüpfte geschwind durch das Gatter, schnappte mir Shadows Nase und halfterte sie geschickt auf. Einmal eingefangen kam Shadow widerstands – wenn auch teilnahmslos mit. „Was machen wir nur mit dir?“ fragte ich seufzend, als ich die Stute am Putzplatz angebunden hatte. Shadow ließ den Kopf hängen, verfolgte aber jede meiner Bewegungen argwöhnisch. Nachdenklich wanderte ich in die Sattelkammer. Ich hatte bereits zwei Join-Ups mit der kleinen Stute hinter mir, ohne Erfolg. Shadow hatte sich kein bisschen verändert, hatte keine der typischen Reaktionen gezeigt. Sie war einfach immer weiter galoppiert, bis sie so dermaßen verschwitzt war, dass ich abbrechen musste. Auch Massieren mit T-Touch zeigte keinerlei Wirkungen. Jessy und ich waren mit unserem Latein am Ende, die kleine Araberstute reagierte auf kein Kraut, auf keine Berührung. Sie machte zwar mittlerweile brav alles, was man wollte und lehnte sich nur noch selten auf, aber sie zeigte keine Lebensfreude dabei. Ihr Misstrauen gegenüber Menschen war einfach zu groß.
Mit einem tiefen Seufzer fing ich an, die Stute zu putzen. Shadow ließ es über sich ergehen, versuchte nur einmal nach mir zu schnappen. Ich vermied, dass mit einem Klaps zu bestrafen. Shadow war schon verstört genug. „Was ist bloß los mit dir? Ich habe dich schon oft longiert, aber du lernst nicht dazu. Du zeigst keinen Einsatz, nichts. Das du das kannst, was du heute kannst, haben wir nur den Gewaltmethoden deines Vorbesitzers zu verdanken. Aber ich will dich nicht mit Gewalt erziehen“ Shadow starrte mich stumm an, ihre Augen waren ein einziger Vorwurf. „Ich denke, wir machen lieber einen kleinen Spaziergang. Es ist so schönes Wetter und dann komme ich vielleicht auf andere Gedanken. Das Heurmgegurke in der Halle bringt doch eh nichts“ Shadow zeigte keinerlei Reaktionen, hob aber brav die Hufe, als ich mit dem Hufauskratzer ankam. Keine 5 Minuten später waren ihre winzigen Hufe ausgekratzt und ich machte den Strick los, um den Weg an den Weiden vorbei ein zu schlagen.
Die Vögel sangen, der Wind rauschte in den Blättern, der Frühling machte sich langsam bemerkbar. Ich merkte, wie ich mich entspannte, wenn auch Shadow so teilnahmslos neben mir her trottete, dass es mir in den Seele weh tat. Ich dachte nach. Krank war die Stute nicht, Jessy hatte sie direkt am Anfang durchchecken lassen und auch vor wenigen Tagen nochmal Davi um Rat gefragt, die aber auch nicht weiter wusste. Es war einfach hoffnungslos.
In der Ferne hörte man das monotone Brummen eines Treckers auf einem Feld. Shadow spitze die Öhrchen, sah leicht beunruhigt aus. Auch wenn ich wusste, dass es nichts bringen würde, tätschelte ich beruhigen den Hals und verließ den breiten Weg, um mit meiner Kleinen auf einem kleinen Pfad weiter zu wandern. Langsam gewöhnte ich mich an meine teilnahmslose Begleiterin. Immer wieder warf ich einen Blick zu dem Araberfohlen, konnte aber keine Veränderung bemerken.
Auf einmal brachen ohne Vorwarnung mehrere Quad Fahrer aus dem Gebüsch, hinterließen eine Spur der Verwüstung. Shadow stieg erschrocken, riss mir den Strick beinah aus der Hand. In der letzten Sekunde packte ich zu, erwischte das Ende. Meine Haut brannte von dem durchgezogenen Strick, aber das war meine kleinste Sorge. Shadow wollte sich einfach nicht beruhigen lassen, stieg erneut. Diesmal konnte ich den Strick nicht mehr halten, Shadow riss sich los und verschwand im Unterholz. „Toll gemacht!“ brüllte ich dem Quad Fahrer zu, der mir am nächsten war und stürmte hinter meinem Fohlen her.
20 Minuten später hatte ich sie endlich gefunden. Mit bebenden Flanken stand sie in der Nähe vom Hof, ein Hinterbein entlastet. Besorgt beugte ich mich zu ihrem Vorderbein herab. Aus einer Wunde tropfte Blut, das Fesselgelenk war heiß und geschwollen. Shadow ließ ihren Kopf noch mehr hängen als sonst. „Du arme“ murmelte ich, streichelte ihren Hals und zupfte kurz am Strick. „Na komm, Kleine“ Die wenigen Meter bis zum Hof legten wir in Zeitlupentempo zurück. Ich brachte Shadow in ihre Box und ging sofort Jessy suchen.
Wie es der Zufall wollte war sie gerade mit Davi in ein Gespräch vertieft. Ich platze einfach dazwischen. „Shadow ist verletzt!“ Kurze Fassungslosigkeit auf beiden Gesichtern, dann folgten mir die beiden zu der Box meiner Stute und ließen sich dabei die ganze Gesichte erzählen.
30 Minuten später beendete Davi ihre Untersuchung. „Die Fleischwunde sollte bald wieder in Ordnung kommen, aber ihr Fesselgelenk ist verdreht und sie ist mehrmals heftig umgeknickt, das wird mindestens 3 Wochen dauern. In der Zeit braucht sie sehr gute Pflege und viel Ruhe. Ich habe ihr jetzt erst mal ein Schmerzmittel gegeben, das mischst du ihr bitte in der ersten Woche immer ins Futter, also in Mash, das sollte sie zusätzlich gefüttert bekommen. In der zweiten Woche sehe ich nochmal nach ihr, aber in der ersten darf sie auf keinen Fall bewegt werden. Strikte Boxenruhe, ok? Die erste Portion Mash mit Schmerzmittel brauchst du ihr erst morgen zu geben, Judith“ „Danke Davi!“ „Kein Thema“ Davi drückte mir eine Tüte mit weißem Pulver in die Hand. „Bitte 4 Teelöffel ins Futter geben“ ordnete sie an und lächelte kurz. „Ich werde dann auch mal wieder. Wenn was ist, sagt Bescheid“
Zurück blieben Jessy und ich. Shadow war in einen leichten Schlaf gefallen und lag erschöpft in der Box. „Wir sollten sie in Ruhe lassen“ flüsterte Jessy und zog mich mit sich. „Hoffentlich verstärkt dieser Erlebnis nicht nur ihren schlechten Eindruck von den Menschen“ murmelte ich leise. Jessy drückte meine Schultern. „Denk positiv. Sie wird schnell wieder gesund und dann fangt ihr nochmal von vorne an. Du wirst sehen, ihr werdet noch gute Freunde“ Ich nickte, wenn auch nicht sonderlich überzeugt. Jessy lachte und sah mich dann bittend an. „Kannst du dich in den nächsten Tagen mal um Sunday night kümmern? Sie braucht dringend Bewegung!“ „Ok, geht klar. Aber heute schaffe ich es nicht mehr, Wonderwall braucht mich. Aber morgen nehme ich mir die Zeit“ „Danke!“ rief Jessy überschwänglich, lächelte mich warm an und hüpfte dann von dannen, schon von weitem nach ihrer Daphne rufend. Kopfschüttelnd sah ich meiner Freundin nach, machte mich dann auf den Weg zu Wonderwall.
„Woooondeeeeer!“ rief ich quer über die ganze Weide. Der Trakehner hob träge den Kopf, schnaubte einmal tief und trottete auf mich zu. Ein warmes Glücksgefühl durchströmte mich. Durch den Vorfall mit Shadow war es etwas später als geplant geworden, es dämmerte bereits. Aus diesem Grund beschloss ich, das Training mit Wonder drastisch zu verkürzen. Mit einem unhörbaren Seufzer stülpte ich dem Dunkelbraunen sein Halfter über den Kopf, zupfte leicht am Strick und bugsierte Wonder zum Putzplatz.
Sorgfältig band ich meinen Hengst an, nahm eine Wurzelbürste zur Hand und bürstete seine langen Beine. Wonder hatte seine Decke getragen, daher war es nicht von Nöten, sein Fell großartig zu putzen. Schnell waren die Beine sauber, die Hufe gekratzt und Mähne sowie Schweif oberflächlich verlesen. Lächelnd nahm ich Wonder seine Decke ab, fuhr ein- zweimal mit einer Kardätsche über sein weiches Fell und flitzte in die Sattelkammer, um Wonders Trense zu holen.
Wenige Minuten später war Wonder aufgetrenst und ich befand mich auf dem bloßen Rücken des Hengstes. Im raumgreifenden Schritt schritten wir zu Halle hinüber. Auf halbem Weg lief mir Jessy über den Weg, sie kam wohl von Daphne zurück, denn auf ihrem Pulli sammelten sich schwarze Haare. Meine Freundin schien zu ahnen was ich vor hatte, denn sie eilte voraus und öffnete mir das Hallentor. „Danke“ lächelte ich breit und trieb Wonder sanft in das Innere des Gebäudes.
Wonder legte einen flotten Schritt an den Tage. Mit einem feinen Lächeln auf den Lippen ritt ich viele Bahnfiguren, wechselte die Hand und stellte und bog den Hengst ein wenig. Wonder lief super in der Anlehnung, senkte seinen imposanten Kopf und kaute leicht auf dem Gebiss. Ich verstärkte mein Treiben ein wenig brachte Spannung in den Hengst. Wonder tippelte unruhig, ich legte mein Bein verwahrend zurück und trieb einmal kurz mit dem inneren. Ohne Trab sprang Wonder in einen weichen Galopp. „Good Boy!“ Mein Lächeln wurde ein Stück breiter, ich trieb Wonder mehr an, ließ ihn eine halbe Bahn schneller galoppieren und parierte dann sanft zum Trab durch. Ich wusste, das Wonder sehr toll war, aber so toll… „Du bist einfach nur Hammer“ lächelte ich.
Bevor ich mit der nächsten Übung weitermachen konnte, klingelte mein Handy. Seufzend ließ ich Wonder Schritt gehen und fummelte das quäkende Teil irgendwie aus der Hosentasche. Ich warf einen schnellen Blick auf das Display und erstarrte. Zögernd drückte ich auf den grünen Hörer und hielt mir das Handy ans Ohr. Vorsichtig, als könnte es jeden Moment explodieren.
„Ja?“ meldete ich mich leise. „Judith bitte, ich muss mit dir reden“ Wir vertraut mir die Stimme war. Mein Magen verknotete sich, mein Hals wurde eng. Meine Augen liefen über. „Nein“ flüsterte ich heiser. „Bitte“ flehte er. O Gott, ich konnte es nicht ertragen, ihn so leiden zu hören. Die ersten Tränen liefen mir die Wangen herunter. Schluchzend hielt ich Wonder an, ließ die Zügel lang und ließ mich auf seinen Hals sinken. Ich vertraute dem Trakehner, dass er den Kopf nicht runternehmen würde. „Bitte, mach nicht alles nur noch schlimmer“ krächzte ich. Ich traute meiner Stimme nicht. „Judith“ O Gott. Nur dieses eine Wort, nur mein Name und ich warf alles über den Haufen. Die Art, wie er meinen Namen aussprach, genügte. „Ok“ schluchzte ich. „Danke, ich hole dich in 30 Minuten ab. Deine Adresse habe ich“ Klick, aufgelegt. Ich warf einen Blick auf die integrierte Handyuhr. Wir sollte ich das schaffen? Blitzschnell ließ ich mich von Wonder gleiten, streifte ihm die Zügel über den Kopf und verließ die Halle, auf der Suche nach Jessy.
Diese staunte nicht schlecht, als ich keine 5 Minuten später mit Pferd vor ihrem Büro stand und sie bat, sich um Wonder zu kümmern. Doch Jessy wäre nicht Jessy, wenn sie kein weiches Herz gehabt hätte. Sie versprach mir also, Wonder noch in die Führanlage zu stellen und später nach ihm, Fury und besonders nach Shadow zu sehen. „Danke!“ Ich fiel ihr um den Hals, drückte Wonder einen Kuss auf die Nüstern und stürmte vom Hof.
25 Minuten später war ich frisch geduscht, meine unmöglichen Haare waren zu einem engen Dutt gedreht und statt meiner Reitklamotten trug ich ein graues Top und meine Lieblingsjeans. Pünktlich klingelte es an der Haustür. Mit einer ärgerlichen Handbewegung verscheuchte ich meinen hyperaktiven Hund, der wie wild auf dem Flur herumsprang, schloss die Tür zum Wohnzimmer um Nikki vom Flur fern zu halten und öffnete nach zwei maligem durchatmen die Tür.
Da stand er. Jan-Niklas. Das Beste, was mir je passiert war. Er hatte mich immer unterstützt, immer zu mir gehalten, er war mein bester Freund gewesen. Doch nach Saskias Tod hatte ich alles aus meinem alten Leben verbannen wollen. Niklas, wie ich ihn nannte, hatte darunter zu leiden gehabt. Prüfend sah er mich von oben bis unten an. „Gut siehst du aus. Darf ich?“ sanft schob er mich zu Seite. Mit zitternden Knien folgte ich ihm ins Haus und deutete nach oben, in Richtung mein Zimmer. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass Nikki stören würde.
„Warum?“ anklagend sah Niklas mich an, als wir wenig später auf meinem Bett saßen. Ich schlug die Augen nieder, legte statt einer Antwort den Kopf an seine Schulter „Verzeih mir“ nuschelte ich in seinen Pulli. Er roch so unvergleichlich gut. „Schon gut. Aber stoß mich nicht mehr so weg, Judith. Das meine ich ernst, ich kann das nicht. Das tut mir nämlich auch weh, weißt du?“ Ich nickte, die blöden Tränen rannen mir wieder aus den Augenwinkeln. „Ist gut, Kleine“ flüsterte Niklas und drückte meinen Kopf fester an seinen Pulli. Lange saßen wir so da.
Schließlich löste ich mich von Niklas und versuchte ein verrutschtes Lächeln. Er lächelte warm zurück. „Was ist mit dir los?“ fragte ich ihn dann leise. Ich kannte meinen besten Freund gut genug, um nicht zu wissen, dass ihn etwas beschäftigte. Er zögerte. „Mit Isa ist Schluss“ Erschrocken sah ich ihn an. Er und Isa waren so lange zusammen gewesen, ich hätte nie gedacht, dass es zwischen ihnen mal Schluss sein könnte. „Wer…?“ fragte ich und legte Niklas sanft eine Hand auf den Rücken. „Ich, wenn du meinst wer Schluss gemacht hat“ Niklas lachte bitter. „Aber warum?“ Ich ließ meine Hand langsam kreisen. Er sah verlegen zu Seite. Kurz entschlossen nahm ich seine Hände in meine linke Hand und hob die Hand zu seinem Kinn. „Sieh mich an“ murmelte ich. Immer noch verlegen erwiderte Niklas meinen Blick. „Also warum?“ „Es gab eine andere“ murmelte Niklas. „Die ganze Zeit schon, aber ich dachte nie, dass sie mich auch liebt“ „Du hast dich mit Isa nur…getröstet?“ fassungslos zog ich meine Hände zurück und starrte Niklas entsetzt an. „Nein!“ wehrte er ab. „Mir ist nur vor kurzem klar geworden, wenn ich liebe“ Eindringlich sah er mir in die Augen. Zum zweiten Mal zuckte ich heftig zurück. „Nein…“ stammelte ich.
Niklas sah wieder weg. „Schon gut, ich gehe“ Er erhob sich, wollte das Zimmer verlassen. Mit einem Satz war ich auf den Beinen, fasste Niklas Handgelenk und drehte ihn heftig zu mir um. Niklas sah mich überrascht und ärgerlich an. Entschlossen trat ich einen Schritt näher, schlang die Arme um seine weiche Mitte und presste meinen Mund auf seinen. Zunächst blieb er regungslos, dann spürte ich, wie er die Hände an meine Taille legte und meinen Kuss vorsichtig und zärtlich erwiderte. Langsam aber stetig wurde unser Kuss heftiger, seine Zunge stöberte meine auf, ich presste mich enger an ihn, wir atmeten schwer. Während wir uns küssten zog ich ihn mit, Richtung Bett, wo wir schließlich nebeneinander zu liegen kamen. Niklas löste sich von mir und sah mich an. „Du also auch?“ Unglücklich nickte ich „Ja, schon sehr, sehr lange. Aber ich wollte dein Glück nicht zerstören“ Unsere Lippen fanden wieder zusammen. Ich schmeckte seinen unvergleichlichen Geschmack, gemischt mit einem Hauch von Rotwein. Unser Kuss wurde immer wilder, immer ungestümer. Zu viele Emotionen hatten sich in uns aufgestaut, wir wollten nicht warten. Trotz allem dauerte es seine Zeit, bis alle unsere Klamotten verstreut auf dem Boden lagen. Trotzdem waren wir vorsichtig und zärtlich, nahmen uns die Zeit die wir brauchten.
Niklas streichelte mich lange, trieb mich fast in den Wahnsinn. Es war fast eine Erleichterung, als er sich auf mich rollte und endlich in mich eindrang…
Etwas Vergleichbares hatte ich noch nie erlebt. Mir wurde klar, dass ich bis jetzt immer nur Sex gehabt hatte. Jetzt machte ich Liebe. Denn ich liebte Niklas innig und vom ganzen Herzen. So stark wie niemanden zuvor. Ihm schien es ähnlich zu gehen.
Als ich hinterher glücklich in seinen Armen lag, fanden wir Zeit zu reden. Wir holten alles auf, was wir voneinander verpasst hatten, in der Zeit nach Saskias Tod. Ich schwärmte von Fury, Wonder und Shadow, er erzählte mir, dass er seine Rb hatte aufgeben müssen. Zwischendurch fanden sich unsere Lippen immer wieder. Ich versank in völliger Glückseligkeit. Ich war nicht mehr alleine mit meinem Kummer, meinen Ängsten, meinen Albträumen. Niklas war da. Wie früher. Es war nur besser. Viel besser.
Gegen halb 2 schlief ich müde und glücklich an ich gekuschelt ein. Auch wenn sich kurz vor dem einschlafen der bohrende Gedanke an Shadow in mein Hirn einbrannte und das Glück ein wenig trübte...
Leise pfeifend – aber wirklich sehr leise – machte ich mich ans Putzen. Fury nicht sehr dreckig, aber ein Fleck auf seiner Sattellage war extrem hartnäckig. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Furys Fell geputzt war und nochmal eine Viertelstunde, bis ich die Beine und die Hufe gesäubert hatte. Meinen Wallach störte das herzlich wenig, er döste seelenruhig und ließ nur ab und an ein leises Schnauben hören. Furys Langhaar ließ ich heute einfach mal unbeachtet, holte mir aus der Sattelkammer Knotenhalfter, eine Gerte und einen langen Strick und ging mit meinem Wallach in die kleine Halle.
Fury tänzelte ein wenig um mich herum, als ich mich bückte, um einige Sachen aus der Ecke der Halle zu kramen und die Gerte da zu verstauen. Seufzend richtete ich mich auf, sah Fury streng an und ließ ein klares „Nein!“, von mir hören. Einen Klaps gabs Gratis dazu. Fury schnaubte beleidigt. „Junge, jetzt tu nicht so!“ Ächzend richtete ich mich, ließ die Gegenstände erst einmal Gegenstände sein. „Ok, fangen wir mal mit dem Grundtraining an, dass kennst du ja schon“
Ich begann, los zu gehen, ohne mich nach meinem Pferdchen um zu sehen. Zunächst zögerte mein Wallach, doch als der Strick schon ganz gespannt war, setzte er sich in Bewegung und war mit zwei Galoppsprüngen auf meiner Höhe. Lächelnd klopfte ich ihm den Hals, ließ den Strick weiter durchhängen. Fury wich mir nicht von der Seite. „Es läuft doch gut, oder Süßer? Ich bin froh, dass du das nicht verlernt hast“ Ich begann zu rennen. Nach einem kurzen Zögern fiel Fury in einen lockeren Trab, um bei mir zu bleiben. Er blieb auch mit dem Kopf an meiner Schulter, als ich den Strick ganz durchhängen ließ „Feiner Junge“ ich blieb stehen, klopfte Furys Hals und schob ihm ein Leckerli zu. „Bereit für den nächsten Schritt?“ fragte ich mein Vollblut und hakte den Strick aus dem Halfter.
Da wir die letzten Male schon geübt hatten, das Fury mir am durchhängenden Strick folgte, war jetzt das folgen ohne Strick an der Reihe. „Kommst du mit?“ fragte ich Fury und setzte mich in Bewegung. Der Wallach untersuchte in der Zeit den Hallenboden und schnaubte seelenruhig vor sich hin. Erst als er checkte, dass ich schon weit weg war, ging ein Ruck durch seinen Pferdekörper und er trabte los, um mich ein zu holen und neben mir her zu trotten. „Siehst du, ist doch gar nicht so schwer“ lachte ich, lief noch zwei Minuten kreuz und quer durch die Halle und belohnte Fury dann mit einem Klopfen und einem kleinen Leckerli.
Um die Abwechslung aufrecht zu halten, machten wir uns jetzt an eine ganz andere Übung, die mehr dem Antischreck Training diente. In einer Ecke der Halle staubte mein alter Kassettenrekorder vor sich hin, den hatte ich da vor einiger Zeit abgelegt, aber noch nicht benutzt. Daneben lagen in einer Kiste mehrere Kassetten mit verschiedenen Geräuschen, die einem bei Ausritten begegnen konnten, ganz besonders in Straßennähe. Aus Erfahrung wusste ich, dass Fury nichts gegen den gleichmäßigen Ton von Autos auf einer Straße hatte, bei Hupen, Lichthupen, Türenknallen und den Geräuschen, die Lastwagen und Busse beim Fahren machen, sah es schon anders aus. „So Süßer, wollen wir mal sehen, wie du dich machst“ Mir war aufgefallen, dass Fury mit Lichthupen am wenigstens Probleme hatte, danach kam das Hupen, dann das Geräusch von Lastwagen und Bussen und vor Türenknallen hatte mein Wallach eine panische Angst. „Wir fangen mit dem einfachsten an, Fury“ Erklärte ich meinem Vollblut. Er folgte mir neugierig, als ich zu meinem Kassettenrekorder ging und die erste Kassette aus der Schachtel nahm und in den Rekorder einlegte. „Bereit, Pferdchen?“ Ich drückte auf Play, trat mehrere Schritte weg und beobachtete Fury gespannt.
Die ersten Sekunden ertönte kein Geräusch, das hatte ich extra so gemacht, um mich notfalls noch in Sicherheit bringen zu können. Das würde aber gerade nicht nötig sein. Leise ertönten nun die ersten Klänge einer misstönenden Hupe. Fury spielte unruhig mit den Ohren, machte einen kleinen Satz nach hinten, als die Klänge jetzt lauter wurden. Seine Augen waren geweitet, aber weiter passierte nichts. „Ist gut, Süßer“ murmelte ich leise, trat vorsichtig auf meinen Hellbraunen zu und klopfte seinen Hals. Furys Ohren spielten wieder etwas mehr, seine Haltung entspannte sich ein Stück. Leise auf ihn ein murmelnd begann ich, seinen Ohrenansatz zu massieren. Immer mehr und mehr entspannte sich mein Pferd, bis er dösend dastand, während um uns herum die Welt nur noch aus Hupen zu bestehen schien. „Feiner Junge“ murmelte ich. Die Kassette setzte zu einem letzten, misstönenden Hupen an und Fury spielte nur leicht mit den Ohren, stand ansonsten ganz ruhig. „Siehst du Junge, so schlimm ist die Welt gar nicht“ Ich steckte ihm ein Stück Apfel zu und wandte mich dann der nächsten Kassette zu. Die Bus- und Lastwagengeräusche waren so aufgenommen, dass man das Gefühl hatte, die würden direkt neben einem vorbei fahren. Ich legte die Kassette ein, drückte die Playtaste und entfernte mich einige Schritte von Fury, der mit zwar hinterher sah, aber dann durch die Kassette gefesselt wurde und mir nicht nachlief.
Schon bei dem ersten Geräusch machte Fury einen Schritt rückwärts, seine Ohren spielten, seine Nüstern waren gebläht. „Ruhig“ murmelte ich instinktiv, hielt mich aber noch von meinen Hellbraunen fern. Das Geräusch schwoll mehr an, es wurde um einiges Lauter. Fury drehte sich auf der Hinterhand um und keilte zweimal hart aus. Die Geräusche schwollen immer mehr an. Ich überlegte, was Fury jetzt machen würde, vielleicht Steigen, aber es kam anders. Fury warf einen letzten Panischen Blick Richtung Lärmquelle, drehte sich erneut auf der Hinterhand und floh. Widerwillens musste ich lachen: Mein Vollblut- ein kleine Schisser!
Auf der Suche nach einem Ausgang flitzte mein kleiner Schisser durch die Halle, fand aber keinen. Ich beobachte kritisch, wie Fury immer wieder am Hallentor entlang lief, sich schließlich suchend um sich selbst drehte, als wollte er ein Westernpferd werden und allen zeigen, dass er schon einen perfekten Spinn beherrschte. Auf einmal stockte das Vollblut, musterte mich mit abgestelltem Schweif und aufgerissenen Augen. „Und jetzt?“ fragte ich den Wallach leise. Fury senkte den Kopf, riss ihn beim nächsten „Lastwagen“ wieder hoch und kam auf einmal auf mich zu. Vorsichtshalber drückte ich mich etwas tiefer in die Ecke, machte mich bereit, auf die Bande zu klettern, falls mein Pferdchen unangenehme Absichten haben sollte.
Fury kam auf mich zu gefetzt, stellte sich hinter mich und drückte mir seinen Kopf in den Rücken. Ich drehte mich verwundert um und sah auf Furys Zitternde Gestalt. Seine dunklen Augen trafen meine und auf einmal verstand ich. Fury suchte Schutz bei mir. Ich war überwältigt. Mit zitternden Knien fing ich an, Fury zu massieren, damit er sich entspannte. Dabei ruhten unablässig die Augen meines Wallaches auf mir. Der Ausdruck darin kam mir vertraut und zugleich fremd vor. Es schien, als wollte Fury sagen: Wenn du hier bist, wird es schon seine Richtigkeit haben, was hier abgeht. Ich war geplättet, dass mein Pferd mir so viel Vertrauen entgegen brachte.
Langsam beruhigte sich Fury und wenn er bei den Geräuschen auch nicht gerade glücklich wirkte, akzeptierte er sie. Und das war erst einmal die Hauptsache. Ohne tänzeln, ohne Treten, ohne Steigen wenn auch angespannt folgte mir das Vollblut jetzt durch die ganze Halle auf den Rekorder zu. Ich wollte die Kassette abschalten, es reichte für heute. Furys Nase immer an meinem Arm wanderten wir durch die Halle, ich beugte mich über den Rekorder und mit einem Klicken verschwanden die LKWs und Busse aus der Halle. Fury schnaubte, ließ erleichtert seinen Kopf hängen. Ich streichelte seinen nassen Hals, steckte ihm ein Leckerli zu und sah ihn dann an. „Kommst du mit?“ Ich lief los.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, heute nicht mehr das Traben ohne Strick aus zu probieren, aber es klappte so gut und Fury vertraute mir so wie nie, dass ich gar nicht anders konnte. Und tatsächlich zögerte mein Pferdchen nicht, sondern setzte sich in Bewegung und trabe einträchtig neben mir her, immer Köperkontakt haltend. Einer Eingebung folgend hüpfte ich über ein kleines Cavaletti. Mein Süßer folgte mir brav, machte einen eleganten Hüpfer über das kleine Ding und schloss sofort wieder zu mir auf.
Ich lief noch eine Minute so herum, blieb dann schwer atmend stehen. Meine Kondition war auch schon mal deutlich besser gewesen. Auch Fury schwitze, die Aufregung wegen den Bussen hatte ihr übriges getan. „Feierabend, Fury!“ Ich steckte meinem Wallach noch ein Stück Apfel zu, hakte sicherheitshalber den Strick wieder ins Halfter und verließ die Halle.
Auf halben Weg zum Putzplatz lief mir Jessy vor die Füße. „Hallo ihr beiden“ lächelte sie. „Hey“ erwiderte ich ihren Gruß und lächelte ebenfalls. Fury streckte neugierig den Kopf vor und prustete Jessy leicht an. „Na du“ Jessy lachte und kraulte meinem Wallach die Stirn. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass die Sachen, die du für Shadow bestellt hast- also die spezielle Trense und die Longe und so -heute angekommen sind. Ich habe sie dir ausnahmsweise in den Schrank geräumt, weil sie mich genervt haben“ „Ok, danke“ „Viel Spaß dir noch“ wünschte Jessy mir, gab Fury einen zärtlichen Klaps und trottete von dannen.
Ich setzte meinen Weg fort. Es wehte ein kühler Wind, die Sonne knallte vom Himmel und der Himmel war knallblau. Meine Laune stieg immer weiter. Ich nahm mein Pfeifen wieder auf, band Fury sorgfältig an und nahm mir eine Kardätsche und einen Striegel zur Hand, um den getrockneten Schweiß auf dem Fell des Wallaches zu putzen. Mein Vollblut winkelte ein Hinterbein an, begann zu dösen und ich ließ meine Gedanken schweifen. „Ich glaube, ich longiere Shadow heute mal wieder“ erklärte ich meinem Pferdchen. „Was ich mit Wonderwall mache, weiß ich noch nicht“ Bei dem Gedanken an meinen Trakehner lächelte ich unwillkürlich. Der Schwarze hatte sich echt gut gemacht, er ließ sich gut reiten, auch wenn er manchmal noch seinen Willen durchsetzten wollte. Aber durch die beiden Join-Ups, die ich mit ihm gemacht hatte und dadurch, dass ich ihn vor jedem Reiten massierte, hatten ihn umgänglicher gemacht.
Inzwischen war Furys Hellbraunes Fell gesäubert und auch unter den Hufen war kein Dreck mehr zu finden. „Dann bringen wir dich doch mal auf die Weide, ok?“ Ich strich meinem Wallach über die kleine Flocke auf der Stirn, löste den Strick vom Anbindehaken und führte meinen Süßen zu seiner Weide.
„Bis morgen, Großer“ Ich schlang Fury meine Arme um den Hals, drückte mein Gesicht in seine kurze Mähne, atmete seinen Geruch ein. Ungewollt kamen mir die Tränen. Schluchzend löste ich mich von Fury, der sanft schnaubte und seine Nüstern gegen meinen Bauch drückte, als wolle er mich trösten. Ich musste lächeln, drückte ihm einen Kuss auf die weichen Nüstern und steckte ihm einen Apfel zu. Fury schmatzte gierig, fuhr mir dann durch mein Gesicht und hinterließ einen Spur aus Pferdesabber, gespickt mit Apfelresten. „Na Lecker, Fury“ schimpfte ich, meinte es aber nicht wirklich ernst. Mit einer Handbewegung hatte ich seine Spuren wieder beseitigt und nahm Fury jetzt sein Halfter ab. Mein Vollblut blickte mich aus großen, dunklen Augen an, unschlüssig ob er gehen sollte. „Ab mit dir“ murmelte ich zärtlich, gab Fury einen leichten Klaps und sah lachend zu, wie er buckelnd davon stürmte, aus vollem Galopp bremste, eine Vierteldrehung machte und auf die Tränke zu rannte. „Du bist schon einer“ murmelte ich leise, drehte mich auf dem Absatz um und machte mich auf den Weg zu Shadow.
Die Stute stand am Gatter, wollte aber weg rennen, als sie mich erblickte. „Nichts da!“ Ich schlüpfte geschwind durch das Gatter, schnappte mir Shadows Nase und halfterte sie geschickt auf. Einmal eingefangen kam Shadow widerstands – wenn auch teilnahmslos mit. „Was machen wir nur mit dir?“ fragte ich seufzend, als ich die Stute am Putzplatz angebunden hatte. Shadow ließ den Kopf hängen, verfolgte aber jede meiner Bewegungen argwöhnisch. Nachdenklich wanderte ich in die Sattelkammer. Ich hatte bereits zwei Join-Ups mit der kleinen Stute hinter mir, ohne Erfolg. Shadow hatte sich kein bisschen verändert, hatte keine der typischen Reaktionen gezeigt. Sie war einfach immer weiter galoppiert, bis sie so dermaßen verschwitzt war, dass ich abbrechen musste. Auch Massieren mit T-Touch zeigte keinerlei Wirkungen. Jessy und ich waren mit unserem Latein am Ende, die kleine Araberstute reagierte auf kein Kraut, auf keine Berührung. Sie machte zwar mittlerweile brav alles, was man wollte und lehnte sich nur noch selten auf, aber sie zeigte keine Lebensfreude dabei. Ihr Misstrauen gegenüber Menschen war einfach zu groß.
Mit einem tiefen Seufzer fing ich an, die Stute zu putzen. Shadow ließ es über sich ergehen, versuchte nur einmal nach mir zu schnappen. Ich vermied, dass mit einem Klaps zu bestrafen. Shadow war schon verstört genug. „Was ist bloß los mit dir? Ich habe dich schon oft longiert, aber du lernst nicht dazu. Du zeigst keinen Einsatz, nichts. Das du das kannst, was du heute kannst, haben wir nur den Gewaltmethoden deines Vorbesitzers zu verdanken. Aber ich will dich nicht mit Gewalt erziehen“ Shadow starrte mich stumm an, ihre Augen waren ein einziger Vorwurf. „Ich denke, wir machen lieber einen kleinen Spaziergang. Es ist so schönes Wetter und dann komme ich vielleicht auf andere Gedanken. Das Heurmgegurke in der Halle bringt doch eh nichts“ Shadow zeigte keinerlei Reaktionen, hob aber brav die Hufe, als ich mit dem Hufauskratzer ankam. Keine 5 Minuten später waren ihre winzigen Hufe ausgekratzt und ich machte den Strick los, um den Weg an den Weiden vorbei ein zu schlagen.
Die Vögel sangen, der Wind rauschte in den Blättern, der Frühling machte sich langsam bemerkbar. Ich merkte, wie ich mich entspannte, wenn auch Shadow so teilnahmslos neben mir her trottete, dass es mir in den Seele weh tat. Ich dachte nach. Krank war die Stute nicht, Jessy hatte sie direkt am Anfang durchchecken lassen und auch vor wenigen Tagen nochmal Davi um Rat gefragt, die aber auch nicht weiter wusste. Es war einfach hoffnungslos.
In der Ferne hörte man das monotone Brummen eines Treckers auf einem Feld. Shadow spitze die Öhrchen, sah leicht beunruhigt aus. Auch wenn ich wusste, dass es nichts bringen würde, tätschelte ich beruhigen den Hals und verließ den breiten Weg, um mit meiner Kleinen auf einem kleinen Pfad weiter zu wandern. Langsam gewöhnte ich mich an meine teilnahmslose Begleiterin. Immer wieder warf ich einen Blick zu dem Araberfohlen, konnte aber keine Veränderung bemerken.
Auf einmal brachen ohne Vorwarnung mehrere Quad Fahrer aus dem Gebüsch, hinterließen eine Spur der Verwüstung. Shadow stieg erschrocken, riss mir den Strick beinah aus der Hand. In der letzten Sekunde packte ich zu, erwischte das Ende. Meine Haut brannte von dem durchgezogenen Strick, aber das war meine kleinste Sorge. Shadow wollte sich einfach nicht beruhigen lassen, stieg erneut. Diesmal konnte ich den Strick nicht mehr halten, Shadow riss sich los und verschwand im Unterholz. „Toll gemacht!“ brüllte ich dem Quad Fahrer zu, der mir am nächsten war und stürmte hinter meinem Fohlen her.
20 Minuten später hatte ich sie endlich gefunden. Mit bebenden Flanken stand sie in der Nähe vom Hof, ein Hinterbein entlastet. Besorgt beugte ich mich zu ihrem Vorderbein herab. Aus einer Wunde tropfte Blut, das Fesselgelenk war heiß und geschwollen. Shadow ließ ihren Kopf noch mehr hängen als sonst. „Du arme“ murmelte ich, streichelte ihren Hals und zupfte kurz am Strick. „Na komm, Kleine“ Die wenigen Meter bis zum Hof legten wir in Zeitlupentempo zurück. Ich brachte Shadow in ihre Box und ging sofort Jessy suchen.
Wie es der Zufall wollte war sie gerade mit Davi in ein Gespräch vertieft. Ich platze einfach dazwischen. „Shadow ist verletzt!“ Kurze Fassungslosigkeit auf beiden Gesichtern, dann folgten mir die beiden zu der Box meiner Stute und ließen sich dabei die ganze Gesichte erzählen.
30 Minuten später beendete Davi ihre Untersuchung. „Die Fleischwunde sollte bald wieder in Ordnung kommen, aber ihr Fesselgelenk ist verdreht und sie ist mehrmals heftig umgeknickt, das wird mindestens 3 Wochen dauern. In der Zeit braucht sie sehr gute Pflege und viel Ruhe. Ich habe ihr jetzt erst mal ein Schmerzmittel gegeben, das mischst du ihr bitte in der ersten Woche immer ins Futter, also in Mash, das sollte sie zusätzlich gefüttert bekommen. In der zweiten Woche sehe ich nochmal nach ihr, aber in der ersten darf sie auf keinen Fall bewegt werden. Strikte Boxenruhe, ok? Die erste Portion Mash mit Schmerzmittel brauchst du ihr erst morgen zu geben, Judith“ „Danke Davi!“ „Kein Thema“ Davi drückte mir eine Tüte mit weißem Pulver in die Hand. „Bitte 4 Teelöffel ins Futter geben“ ordnete sie an und lächelte kurz. „Ich werde dann auch mal wieder. Wenn was ist, sagt Bescheid“
Zurück blieben Jessy und ich. Shadow war in einen leichten Schlaf gefallen und lag erschöpft in der Box. „Wir sollten sie in Ruhe lassen“ flüsterte Jessy und zog mich mit sich. „Hoffentlich verstärkt dieser Erlebnis nicht nur ihren schlechten Eindruck von den Menschen“ murmelte ich leise. Jessy drückte meine Schultern. „Denk positiv. Sie wird schnell wieder gesund und dann fangt ihr nochmal von vorne an. Du wirst sehen, ihr werdet noch gute Freunde“ Ich nickte, wenn auch nicht sonderlich überzeugt. Jessy lachte und sah mich dann bittend an. „Kannst du dich in den nächsten Tagen mal um Sunday night kümmern? Sie braucht dringend Bewegung!“ „Ok, geht klar. Aber heute schaffe ich es nicht mehr, Wonderwall braucht mich. Aber morgen nehme ich mir die Zeit“ „Danke!“ rief Jessy überschwänglich, lächelte mich warm an und hüpfte dann von dannen, schon von weitem nach ihrer Daphne rufend. Kopfschüttelnd sah ich meiner Freundin nach, machte mich dann auf den Weg zu Wonderwall.
„Woooondeeeeer!“ rief ich quer über die ganze Weide. Der Trakehner hob träge den Kopf, schnaubte einmal tief und trottete auf mich zu. Ein warmes Glücksgefühl durchströmte mich. Durch den Vorfall mit Shadow war es etwas später als geplant geworden, es dämmerte bereits. Aus diesem Grund beschloss ich, das Training mit Wonder drastisch zu verkürzen. Mit einem unhörbaren Seufzer stülpte ich dem Dunkelbraunen sein Halfter über den Kopf, zupfte leicht am Strick und bugsierte Wonder zum Putzplatz.
Sorgfältig band ich meinen Hengst an, nahm eine Wurzelbürste zur Hand und bürstete seine langen Beine. Wonder hatte seine Decke getragen, daher war es nicht von Nöten, sein Fell großartig zu putzen. Schnell waren die Beine sauber, die Hufe gekratzt und Mähne sowie Schweif oberflächlich verlesen. Lächelnd nahm ich Wonder seine Decke ab, fuhr ein- zweimal mit einer Kardätsche über sein weiches Fell und flitzte in die Sattelkammer, um Wonders Trense zu holen.
Wenige Minuten später war Wonder aufgetrenst und ich befand mich auf dem bloßen Rücken des Hengstes. Im raumgreifenden Schritt schritten wir zu Halle hinüber. Auf halbem Weg lief mir Jessy über den Weg, sie kam wohl von Daphne zurück, denn auf ihrem Pulli sammelten sich schwarze Haare. Meine Freundin schien zu ahnen was ich vor hatte, denn sie eilte voraus und öffnete mir das Hallentor. „Danke“ lächelte ich breit und trieb Wonder sanft in das Innere des Gebäudes.
Wonder legte einen flotten Schritt an den Tage. Mit einem feinen Lächeln auf den Lippen ritt ich viele Bahnfiguren, wechselte die Hand und stellte und bog den Hengst ein wenig. Wonder lief super in der Anlehnung, senkte seinen imposanten Kopf und kaute leicht auf dem Gebiss. Ich verstärkte mein Treiben ein wenig brachte Spannung in den Hengst. Wonder tippelte unruhig, ich legte mein Bein verwahrend zurück und trieb einmal kurz mit dem inneren. Ohne Trab sprang Wonder in einen weichen Galopp. „Good Boy!“ Mein Lächeln wurde ein Stück breiter, ich trieb Wonder mehr an, ließ ihn eine halbe Bahn schneller galoppieren und parierte dann sanft zum Trab durch. Ich wusste, das Wonder sehr toll war, aber so toll… „Du bist einfach nur Hammer“ lächelte ich.
Bevor ich mit der nächsten Übung weitermachen konnte, klingelte mein Handy. Seufzend ließ ich Wonder Schritt gehen und fummelte das quäkende Teil irgendwie aus der Hosentasche. Ich warf einen schnellen Blick auf das Display und erstarrte. Zögernd drückte ich auf den grünen Hörer und hielt mir das Handy ans Ohr. Vorsichtig, als könnte es jeden Moment explodieren.
„Ja?“ meldete ich mich leise. „Judith bitte, ich muss mit dir reden“ Wir vertraut mir die Stimme war. Mein Magen verknotete sich, mein Hals wurde eng. Meine Augen liefen über. „Nein“ flüsterte ich heiser. „Bitte“ flehte er. O Gott, ich konnte es nicht ertragen, ihn so leiden zu hören. Die ersten Tränen liefen mir die Wangen herunter. Schluchzend hielt ich Wonder an, ließ die Zügel lang und ließ mich auf seinen Hals sinken. Ich vertraute dem Trakehner, dass er den Kopf nicht runternehmen würde. „Bitte, mach nicht alles nur noch schlimmer“ krächzte ich. Ich traute meiner Stimme nicht. „Judith“ O Gott. Nur dieses eine Wort, nur mein Name und ich warf alles über den Haufen. Die Art, wie er meinen Namen aussprach, genügte. „Ok“ schluchzte ich. „Danke, ich hole dich in 30 Minuten ab. Deine Adresse habe ich“ Klick, aufgelegt. Ich warf einen Blick auf die integrierte Handyuhr. Wir sollte ich das schaffen? Blitzschnell ließ ich mich von Wonder gleiten, streifte ihm die Zügel über den Kopf und verließ die Halle, auf der Suche nach Jessy.
Diese staunte nicht schlecht, als ich keine 5 Minuten später mit Pferd vor ihrem Büro stand und sie bat, sich um Wonder zu kümmern. Doch Jessy wäre nicht Jessy, wenn sie kein weiches Herz gehabt hätte. Sie versprach mir also, Wonder noch in die Führanlage zu stellen und später nach ihm, Fury und besonders nach Shadow zu sehen. „Danke!“ Ich fiel ihr um den Hals, drückte Wonder einen Kuss auf die Nüstern und stürmte vom Hof.
25 Minuten später war ich frisch geduscht, meine unmöglichen Haare waren zu einem engen Dutt gedreht und statt meiner Reitklamotten trug ich ein graues Top und meine Lieblingsjeans. Pünktlich klingelte es an der Haustür. Mit einer ärgerlichen Handbewegung verscheuchte ich meinen hyperaktiven Hund, der wie wild auf dem Flur herumsprang, schloss die Tür zum Wohnzimmer um Nikki vom Flur fern zu halten und öffnete nach zwei maligem durchatmen die Tür.
Da stand er. Jan-Niklas. Das Beste, was mir je passiert war. Er hatte mich immer unterstützt, immer zu mir gehalten, er war mein bester Freund gewesen. Doch nach Saskias Tod hatte ich alles aus meinem alten Leben verbannen wollen. Niklas, wie ich ihn nannte, hatte darunter zu leiden gehabt. Prüfend sah er mich von oben bis unten an. „Gut siehst du aus. Darf ich?“ sanft schob er mich zu Seite. Mit zitternden Knien folgte ich ihm ins Haus und deutete nach oben, in Richtung mein Zimmer. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass Nikki stören würde.
„Warum?“ anklagend sah Niklas mich an, als wir wenig später auf meinem Bett saßen. Ich schlug die Augen nieder, legte statt einer Antwort den Kopf an seine Schulter „Verzeih mir“ nuschelte ich in seinen Pulli. Er roch so unvergleichlich gut. „Schon gut. Aber stoß mich nicht mehr so weg, Judith. Das meine ich ernst, ich kann das nicht. Das tut mir nämlich auch weh, weißt du?“ Ich nickte, die blöden Tränen rannen mir wieder aus den Augenwinkeln. „Ist gut, Kleine“ flüsterte Niklas und drückte meinen Kopf fester an seinen Pulli. Lange saßen wir so da.
Schließlich löste ich mich von Niklas und versuchte ein verrutschtes Lächeln. Er lächelte warm zurück. „Was ist mit dir los?“ fragte ich ihn dann leise. Ich kannte meinen besten Freund gut genug, um nicht zu wissen, dass ihn etwas beschäftigte. Er zögerte. „Mit Isa ist Schluss“ Erschrocken sah ich ihn an. Er und Isa waren so lange zusammen gewesen, ich hätte nie gedacht, dass es zwischen ihnen mal Schluss sein könnte. „Wer…?“ fragte ich und legte Niklas sanft eine Hand auf den Rücken. „Ich, wenn du meinst wer Schluss gemacht hat“ Niklas lachte bitter. „Aber warum?“ Ich ließ meine Hand langsam kreisen. Er sah verlegen zu Seite. Kurz entschlossen nahm ich seine Hände in meine linke Hand und hob die Hand zu seinem Kinn. „Sieh mich an“ murmelte ich. Immer noch verlegen erwiderte Niklas meinen Blick. „Also warum?“ „Es gab eine andere“ murmelte Niklas. „Die ganze Zeit schon, aber ich dachte nie, dass sie mich auch liebt“ „Du hast dich mit Isa nur…getröstet?“ fassungslos zog ich meine Hände zurück und starrte Niklas entsetzt an. „Nein!“ wehrte er ab. „Mir ist nur vor kurzem klar geworden, wenn ich liebe“ Eindringlich sah er mir in die Augen. Zum zweiten Mal zuckte ich heftig zurück. „Nein…“ stammelte ich.
Niklas sah wieder weg. „Schon gut, ich gehe“ Er erhob sich, wollte das Zimmer verlassen. Mit einem Satz war ich auf den Beinen, fasste Niklas Handgelenk und drehte ihn heftig zu mir um. Niklas sah mich überrascht und ärgerlich an. Entschlossen trat ich einen Schritt näher, schlang die Arme um seine weiche Mitte und presste meinen Mund auf seinen. Zunächst blieb er regungslos, dann spürte ich, wie er die Hände an meine Taille legte und meinen Kuss vorsichtig und zärtlich erwiderte. Langsam aber stetig wurde unser Kuss heftiger, seine Zunge stöberte meine auf, ich presste mich enger an ihn, wir atmeten schwer. Während wir uns küssten zog ich ihn mit, Richtung Bett, wo wir schließlich nebeneinander zu liegen kamen. Niklas löste sich von mir und sah mich an. „Du also auch?“ Unglücklich nickte ich „Ja, schon sehr, sehr lange. Aber ich wollte dein Glück nicht zerstören“ Unsere Lippen fanden wieder zusammen. Ich schmeckte seinen unvergleichlichen Geschmack, gemischt mit einem Hauch von Rotwein. Unser Kuss wurde immer wilder, immer ungestümer. Zu viele Emotionen hatten sich in uns aufgestaut, wir wollten nicht warten. Trotz allem dauerte es seine Zeit, bis alle unsere Klamotten verstreut auf dem Boden lagen. Trotzdem waren wir vorsichtig und zärtlich, nahmen uns die Zeit die wir brauchten.
Niklas streichelte mich lange, trieb mich fast in den Wahnsinn. Es war fast eine Erleichterung, als er sich auf mich rollte und endlich in mich eindrang…
Etwas Vergleichbares hatte ich noch nie erlebt. Mir wurde klar, dass ich bis jetzt immer nur Sex gehabt hatte. Jetzt machte ich Liebe. Denn ich liebte Niklas innig und vom ganzen Herzen. So stark wie niemanden zuvor. Ihm schien es ähnlich zu gehen.
Als ich hinterher glücklich in seinen Armen lag, fanden wir Zeit zu reden. Wir holten alles auf, was wir voneinander verpasst hatten, in der Zeit nach Saskias Tod. Ich schwärmte von Fury, Wonder und Shadow, er erzählte mir, dass er seine Rb hatte aufgeben müssen. Zwischendurch fanden sich unsere Lippen immer wieder. Ich versank in völliger Glückseligkeit. Ich war nicht mehr alleine mit meinem Kummer, meinen Ängsten, meinen Albträumen. Niklas war da. Wie früher. Es war nur besser. Viel besser.
Gegen halb 2 schlief ich müde und glücklich an ich gekuschelt ein. Auch wenn sich kurz vor dem einschlafen der bohrende Gedanke an Shadow in mein Hirn einbrannte und das Glück ein wenig trübte...
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Re: 7# Fury, Shadow & Wonderwall - Getrübtes Glück
Danke <33
Hehe, ja, musste auch mal sein
Hehe, ja, musste auch mal sein
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Re: 7# Fury, Shadow & Wonderwall - Getrübtes Glück
Niklas streichelte mich lange, trieb mich fast in den Wahnsinn. Es war fast eine Erleichterung, als er sich auf mich rollte und endlich in mich eindrang…
Oh maan ich lach mich weg *roll aufm Boden rum*
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Re: 7# Fury, Shadow & Wonderwall - Getrübtes Glück
@ Jessy: ebent^^
@ Cati: Du dooof :D:D
@ Cati: Du dooof :D:D
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Re: 7# Fury, Shadow & Wonderwall - Getrübtes Glück
Jaja....^^
@Cati: Wie war das nochmal mit deinem Beri?!^^
@Cati: Wie war das nochmal mit deinem Beri?!^^
Re: 7# Fury, Shadow & Wonderwall - Getrübtes Glück
@Jessy
also ich weiß ja nicht was du meinst....
xD es ist aber nicht soweit gekommen ^^
:-P
also ich weiß ja nicht was du meinst....
xD es ist aber nicht soweit gekommen ^^
:-P
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Re: 7# Fury, Shadow & Wonderwall - Getrübtes Glück
und in der dusche war KEIN sex!!
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Re: 7# Fury, Shadow & Wonderwall - Getrübtes Glück
Klar Cati, das sagst du Frag mal Lorenz, der erzählt bestimmt was anderes
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Re: 7# Fury, Shadow & Wonderwall - Getrübtes Glück
@Judith:
äääm.... mom.
Lorenz:
*sag mit tiefer stimme*
Nein es war jedeklig......eine anspielung an Sex*lach weg*
Cati:
Und "Lorenz" gibt es garnicht
xD
äääm.... mom.
Lorenz:
*sag mit tiefer stimme*
Nein es war jedeklig......eine anspielung an Sex*lach weg*
Cati:
Und "Lorenz" gibt es garnicht
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Re: 7# Fury, Shadow & Wonderwall - Getrübtes Glück
Ach ne, ich weiß^^ Niklas gibt es ja auch nicht. Nicht umsonst ist das ein VIRTUELLER Reiterhof Das war eigentlich nur so, ach du weißt schon^^
Naja, was nicht ist, wird bestimmt noch
Naja, was nicht ist, wird bestimmt noch
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