Judith mit Wonderwall - A 2/4

Ich betrat die Halle und direkt nach mir kam auch Judith mit Wonderwall. "Hallo, ihr beiden!", begrüßte ich sie und steckte meine Hände in meine dicke Jacke.

"Hallo Jessy!", begrüßte ich meine Reitlehrerin freundlich. Ich führte Wonder an ihr vorbei, gurtete nach und schwang mich mühelos in den Sattel. Statt einer Jacke trug ich nur einen dicken Pulli, aber ich wusste, dass das reichen würde. "Einfach warmreiten oder was besonderes einbauen?", richtete ich meine Frage an Jessy, während ich die Steigbügel ein Loch länger stellte - sie waren noch aufs Springen eingerichtet.

"Normales Aufwärmen, wenn du willst, kannst du in den Lösungsphase die Trabstangen dort hinten mit einbauen", antwortete ich ihr und beobachtete sie.

"Mal sehen wie mein Dicker drauf ist" Lächelnd trieb ich Wonder in einen flotten Schritt, baute viele Schlangenlinien, Hand - und Tempiwechsel ein und freute mich an meinen tollen Pferdchen, was perfekt mitarbeitete, durchs Genick ging und sich auch in der späteren Trab - und Galoppphase super stellen und biegen ließ. Ich war richtig baff, wie gut er heute drauf war. "Jessy, was hast du mit meinem Pferd gemacht? So perfekt hab ich ihn noch nie erlebt!"

"Das Futter macht's!", lachte ich und fügte hinzu, "Ich hab den Futterhersteller geändert, aber ich glaube, dass liegt nicht daran!... Also wenn du willst, wie gesagt, kannst du ein paar Trabstangen mit einbinden."

"Ich hätte jetzt ein ´weil du so perfekt reiten kannst´gebrauchen können" Grinsend streckte ich Jessy die Zunge raus. Wonder ließ sich aus dem Galopp wieder schön in den Trab zurück holen und ich steuerte auf die Trabstangen zu. Schaden kann das ja nie. Wonder machte Anstalten, schneller zu werden, den Kopf zu heben und aus der Anlehnung zu entfliehen. Ich trieb mit dem Kreuz weiter vorwärts, gab weich mit der Hand nach und tatsächlich blieb der Trakehner in der Anlehnung. Mit gewölbtem Rücken und federnden Schritten trabte der Hengst über die Stangen, ohne auch nur eine anzustoßen. Ich klopfte ihn überschwänglich und parierte zum Schritt durch. Mein Pferdchen durfte sich kurz strecken, während ich auf weitere Anweisungen wartete.

"Ich dachte, dass bräuchte ich dir nicht zu sagen. Ich dachte, dass du das selber weißt, wie ich zu deinen Reitleistungen stehe!", antwortete ich ihr und schaute sie ernst an. "Wie siehts aus mit Intensiv Training Mitteltrab und Mittelgalopp?!", fragte ich sie und stellte mich etwas ins Viereck.

"Schon mal was von gelegentlichen Selbstzweifeln gehört? Ich hab ne schlimme Stunde mit Fury hinter mir" gab ich zu und seufzte leise. "Mitteltrab haben wir eigentlich drauf, nur noch keine volle Längsseite. Mittelgalopp auch, da fällt er mit nur manchmal noch etwas auseinander, aber das kriegen wir schon noch hin"

"Gut, dann schauen wir mal, wie ihr das schneller besser hinbekommt!", sagte ich etwas munterer und fuhr dann fort, "Einmal Diagonale und dann zeigt mir mal Mitteltrab... du kannst ruhig leichttraben. Wird meistens auch eher gefordert."

Ich nickte und brachte Spannung in Wonder. Als er anziehen wollte, schob ich die Hüfte und die Hand nach vorne, trieb schön weiter und erlebte wieder mal, wie perfekt Wonder meien Hilfen umsetzte und in den Mitteltrab wechselte. Nach mehreren Tritten holte ich ihn zurück in den Arbeitstrab und lobte ihn.

"Wechsel nocheinmal durch die ganze Bahn und halt das Tempo konsequent bis zum Schluss durch. Aber nicht dabei verkrampfen", sagte ich zu ihr und beobachtete sie weiter.

"Was heißt bis zum Schluss?" erkundigte ich mich.

"Genau von Punkt zu Punkt. Keine 5 Meter vorher schon aufnehmen....", antwortete ich und übertrieb etwas dabei.

"Gehört Übertreiben zu deinem Job?", fragte ich leicht grinsend nach. "Allerdings bin ich etwas skeptisch. nicht vorher aufnehmen ist klar, aber ich denke nicht, dass Wonder schon direkt die ganze Seite schafft, wir lernen das ja gerade noch und das dauert ja immer etwas, bis ein Pferd das drauf hat"

"Ja, es gehört zu meinem Job. Ich will nur wissen, wie viel er durchhalten kann. Darauf will ich gerne meine Stunde weiter aufbauen", antwortete ich und schaute sie an.

"Sag das doch gleich!", murmelte ich, denn jetzt ergab das auch alles einen Sinn. In der nächsten Ecke gab ich erneut die Hilfen zum Mitteltrab, nahm Wonder natürlich nicht zu früh auf und trieb ihn immer weiter, statt wie sonst immer nach ein paar Tritten in den Arbeitstrab zu wechseln. Mein Hengst schlug sich echt tapfer, ganze 7 Tritte hielt er durch bis er mir auseinander fiel und in einen sehr unangenehmen Stechtrab fiel.

"Okay. Das reicht mir. Am besten wir arbeiten weiter, indem wir in Trab, sowie Galopp immer einmal 2 Sprünge bzw Tritte verlängern und wieder aufnehmen... wieder verlängern und wieder aufnehmen... so dass er dir nicht so schnell auseinander fällt. Versuch dies einmal im Trab und danach im Galopp."

"Wir?", fragte ich belustigt und grinste Jessy an, um ihr zu zeigen, dass ich nur Blödsinn im Kopf hatte. Gleichzeitig trieb ich Wonder in einen schönen und taktreinen Trab und verlängerte dann seine Schritte. Nach exakt zwei Tritten nahm ich ihn wieder auf, wartete wieder zwei Tritte ab, verlängerte seine Schritt dann wieder und nahm ihn nach zwei Tritten wieder auf und so weiter. Wonder brauchte anfangs noch sehr deutliche Hilfen, aber weil ich das gleiche immer weit wiederholte, wurde er sicher, arbeitete besser mit und erlaubte mir, meine Hilfengebung zu mininieren. Zufrieden klopfte ich ihm zwischendurch den Hals und wartete auf Jessys Kommentar, während ich weiter mit dem verlängern auf aufnehmen fort fuhr.

"Halt dein Bein beim verlängern noch etwas ruhiger. Sonst sieht das recht gut aus", sagte ich und fuhr fort. "Okay. In der nächsten Ecke angaloppieren und auf den Zirkel geritten. Immer zur geschlossenen Seite verlängerst du die Galoppsprünge und nimmst sie wieder auf."