Judith mit Fury "Konditionstraining"

Ich stand an dem Putzplatz und putzte Sacré fleißig. Der Wallach war erst eine Woche hier auf dem Hof und ich wollte ihn mal im Gelände probieren. Der Dunkelfuchs spitzte die Ohren und wieherte in Richtung Weide. Sofort schaute ich auf und erblickte meine Freundin Judith, die ihren Wallach zu uns führte, anbindete. "Hi! Wie sieht's heute bei euch aus?!", fragte ich sie, während ich mich mit seinen Beinen beschäftigte und sie kurz anschaute.

"Hübscher Wallach" kommentierte ich trocken und zögerte kurz. "Jedenfalls solange ich ihn nicht bereiten muss" fügte ich dann hinzu und bemerkte dabei leicht seufzend, dass ich heute eindeutig meinen zynischen Tag hatte und Jessy wohl das ein oder andere einstecken würde müssen, wenn ich mich nicht wieder ´normalisierte´. Das Problem an solchen Tagen war vor allem, dass ich nie Lust hatte, darüber zu reden und deshalb Jessy auch nicht vorwarnte. Stattdessen holte ich Furys Putzbox und machte mich schweigend ans Putzen. Erst da fiel mir auf, dass ich Jessy noch nicht begrüßt hatte, geschweige denn auf ihre Frage geantwortet hatte. Was war ich nur für ein Idiot! Vorsichtig sah ich zu Jessy herüber, die mit verkniffener Miene verbissen an einem Fleck auf dem Fell von Sacré herumrubbelte.

Ich schmipfte mit meinem Wallach: "Musst du dich immer im Dreckwälzen?! Oller Blödmann!" Als ich es aufgab an dieser Stelle weiterzurubbeln, drehte ich mich zu Judith um und schaute sie fragend an. Dann katapulierte ich die Wurzelbürste in den Putzkasten und funkelte meinen Holsteiner an. Nun schnappte ich mir meine Gamaschen und Hufglocken striff sie über, dabei beobachtete ich immer in meinem Blickfeld Judith.

"Ach egal, sie wirds schon überleben" grummelte ich Fury zu und legte den Hufkratzer beseite. Ohne mich nach Jessy umzusehen stapfte ich zur Sattelkammer, schnappte mir Trense, Sattel, Gamaschen und Hufglocken und begann, meinen Wallach aus zu statten.

"Na gut. Dann halt nicht!", entgegnete ich, als sie weg war und verzog kurz das Gesicht. Ich hatte gelernt, sie einfach in Ruhe zu lassen, wenn sie nicht gerade "Gesprächig" war. Ich schnappte mir den Sattel, legte ihn auf und zog den Gurt an. Dann bastelte ich das Martingal ran und trenste ihn schließlich. Nun zog ich die Steigbügel runter, gurtete nach und schwang mich in den Sattel. Jetzt erst drehte ich mich nach Judith um und spielte mit den Zügel, da Sacré unbedingt los wollte und herum tänzelte.

Schweigend trenste ich Fury auf. Dann stieg ich wortlos auf, mein Pferdchen war fertig und auch Jessy saß ja schon im Sattel. "Scheiße habe ich schlechte Laune" flüsterte ich Fury zu und sah Jessy zum ersten Mal richtig an. "Sollen wir los?"

"Meinste ich sitze nur so im Sattel?!", fragte ich etwas kernig und seufzte. "Sorry...War nicht so gemeint..." Nun schenkte ich ihr ein entschuldigendes Lächeln und trieb mein Wallach vorwärts. Endlich gab er Ruhe und schreitete groß voran, in Richtung Militarystrecke.

Ich wusste, das es Jessy nicht böse meinte. Trotzdem spürte ich, wie sich Tränen ankündigte... Und das obwohl wir noch nicht einmal losgeritten waren. "Hör auf damit!" schnauzte ich mich selber an und trieb Fury in einen flotten Schritt, damit wir zu Jessy aufschlossen.

Ich nahm meinen Wallach etwas auf und schaute auf den Mähnenkamm. Dann entdeckte ich Judith auf ihren Fury in meinem Blickfeld und lies die Zügel meines Wallachs lockerer. Nach einigen Metern fiel Sacré in einen raumgreifenden, federnden Trab und musste ihn wieder aufnehmen, drehte mich zu Judith um, schenkte ihr ein beherztes Lächeln und rief: "Komm. Lass uns etwas traben!"

"Ok" halbherzig erwiderte ich Jessys Lächeln und trieb Fury vorwärts. Fury wechselte flüssig in einen lockeren Trab, ich trabte leicht und spürte erleichtert, wie meine Laune sich etwas hob.

"Da vorne rechts rein!", sagte ich zu ihr und grinste sie kurz an. Ich lenkte sie mit recht von der normalen Strecke zur Militarystrecke ab. Mein Wallach lief freudig voran und ich nahm ihn ein wenig auf. Bei der Einmündung lenkte ich ihn ein und ein langer Sandweg erstreckte sich vor mir. Ich schaute zu Judith und zog die eine Augenbraue, ohne es selber zu merken nach oben.

"Was?" schnauzte ich unfreundlich und sah Jessy finster an. Fury wurde merklich schneller, mit einer strengen Parade hielt ich ihn zurück und ließ meinen Blick wieder auf Jessy ruhen, die ihre Augenbraue wieder hatte sinken lassen.

"Hmm?!", machte ich, schaute sie nun richtig an und schaute sie fragend an. "Mom... Ich habe schon wieder die Augenbraue hochgezogen oder?!", fragte ich genervt und wandte den Blick wieder auf den Weg. "Du musst wissen, dass es vorkommt, dass ich es für mich unbewusst mache und hauptsächlich nur... wenn ich angestrengt nachdenke und in meinen Gedanken so versunken bin, dass ich einfach jemand anschaue, aber nichts zu ihm denke..." Die letzten Wörter wurden von mir verschluckt und ich tätschelte den Hals meines Wallachs.

"Na toll" brummte ich und konzentrierte mich wieder auf Fury. "Wo reiten wir lang?" fragte ich Jessy kühl, ohne sie dabei anzublicken. "Zur Militärystrecke hätten wir doch eben wieder abbiegen müssen"

"Ja. Ich weiß", antwortete ich und fuhr fort, "Ein kleiner Umweg über den Strand. Dort können wir galoppieren und dann biegen wir einen kleinen Dünenweg ein....Und dieser führt dann wieder zur Militarystrecke. Dauert ungefähr eine halbe Stunde, bis wir dann bei der Militarystrecke sind, aber dafür haben wir dann schön aufgewärmte Pferde und ich den Kopf frei!" Ich trabte meinen Wallach weiterhin voran und achtete darauf, dass Judith ungefähr auf einer Höhe zu bleiben.

"Faszinierend", brummte ich und trieb Fury etwas mehr vorwärts. Entgegen seiner Natur schien das Vollblut heute mehr zu schlafen als alles andere.

Nach einigen Minuten erreichten wir den breiten Sandstrand und tätschelte meinen Wallach an, da er anfing zu tänzeln. "Lass uns galoppieren. Ich will den Kopf frei bekommen!", raunte ich zu Judith rüber und nahm die Zügel noch ein wenig kürzer. Mein Wallach fiel schon in einen verhaltenden Galopp und warf den Kopf nach oben. Er wollte nun laufen und das wusste ich zum Glück, war auf jeden Ausbruchversuch gefasst und konnte ihn unterbinden.

Ich nickte kurz. Trotz meiner schlechten Laune musste ich zugeben, dass ich mich auf den Galopp am Meer freute. Fury tänzelte unter mir, seine Muskeln waren gespannt, er wollte los. Ich gab meinem Wallach den Kopf frei. Er raste los. Die ersten Meter durfte er rennen, dann spielte ich mit den Zügeln und ließ Fury einfühlsam ins Gebiss springen. Mein Vollblut ließ den Kopf fallen, ging halbwegs anständig durchs Genick und verlangsamte sein Tempo, bis wir wieder auf einer Höhe mit Jessy waren. "Good Boy", lobte ich zufrieden und tätschelte ihn kurz, konzentrierte mich dann darauf, Fury auf einer Höhe mit Jessy zu halten und ihn nicht voran stürmen zu lassen.

Obwohl mein Wallach sich mit dem Rennfieber angesteckt hatte, blieb er an meinen Hilfen und lies einen kleinen unwillig Buckler von sich vernehmen. Nach mehreren Metern im flotten Galopp, lehnte ich mich weiter auf seinen Hals und gab mit der Hand nach. Wie erwartet beschleunigte er, dennoch nicht unkontrolliert und ich schaute kurz zu Judith. Diese konzentrierte sich auf Fury, damit er auf meiner Höhe blieb. Dann lenkte ich meinen Wallach etwas ins seichte Wasser und das Meerwasser spritzte in alle Richtungen, traff aber Fury und Judith nicht, da sie weiter weg mitten auf dem Strand galoppierte. "Braver Junge!", lobte ich Sacré und tätschelte kurz den Hals. "Dort vorne bei dem Bootshaus parieren wir durch!", rief ich Judith zu, veränderte aber meine Hanltung nicht.

Ich atmete tief ein und zog so viel wie möglich von der salzhaltigen, frischen Luft ein. Auch ich hatte mich weit über Furys Hals gebeugt, wenn auch nicht so weit wie Jessy. Fury war auch so schnell genug und ich brauchte kein durchgehendes Vollblut. Immer näher kamen wir dem Bootshaus, also setzte ich mich tief in den Sattel, spielte mit den Zügeln und gab Paraden. Fury zerrte unwillig an den Zügeln. "Easy, Boy", flüsterte ich, ließ den Wallach wie eben schon einfühlsam ins Gebiss springen und nach und nach ließ er mich das Tempo kontrollieren. Als wir das Bootshaus erreichten, ließ Fury sich ohne Probleme zum Trab durchparieren. Ein Lächeln huschte über meine Lippen und ich sah mich nach Jessy um.

Ich hatte Sarcé schon früh wieder aufgenommen und trabte nun im starken Trab durch das seichte Wasser. "Good Boy!", lobte ich meinen Wallach und sah nun, dass Judith sich zu mir umdrehte. Sofort bemerkte ich den Ansatz von einem Lächeln. Ich tätschelte den Hals von Sacré und saß schwingend im Sattel, seine Beine warf er zufrieden nach vorne. Als ich dann näher an Judith war, fuhr ich mir kurz durch meinen Zopf, der mir auf der Schulter lag und mich nervte. Da bemerkte ich erst, dass mein Ritt durchs seichte Nass, mich total nassgespritzt hatte. Ich lachte und rief, so gut wie es ein Trab zulassen lies, zu ihr: "Ich bin nass! Aber mein Kopf ist nun klar!"

"Selbst Schuld, wenn du durchs Wasser reitest", grinste ich. Dabei liebte ich es selber, durchs Wasser zu fetzen. Aber mit meinem Furylein war ich da immer etwas vorsichtiger. "Naja, wenigstens hat sich meine Laune gebessert", brummte ich und lächelte Jessy an. "Ich war mal wieder unaustehlich, tut mir Leid"

"Kein Ding", winkte ich ab und ich nahm meinen Wallach auf, bis er ruhiger trabte. "Ich bin nicht nachtragend." Ich schaute mich kurz um und tätschelte den Hals von Sacré. "Okay. Dort vorne links rein!" Ich wies auf einen breiten Sandweg und trabte auch schon drauf zu.

"Alles klar" Fury war nach dem Galopp ein wenig aufgedrehter und tänzelte unruhig unter mir. Ich machte mich schwerer im Sattel und spielte mit den Zügeln, um meinen Wallach etwas runter zu schrauben.

Nach einigen Metern ersteckte sich eine Flache bergauf Strecke und drehte mich zu Judith um: "Okay. Wir galoppieren locker hoch, oben durchparieren zum Trab und ihm Trab dann runter... sehr steil gehts nicht wirklich rauf, als auch runter." Dann gab ich meinem Wallach die Galopphilfe und lehnte mich weit auf seinen Hals. Leichtfüßig galoppierte er in einem gleichmäßigen, jedoch schnellen Tempo die Strecke hoch und oben angekommen, setzte ich mich tief in den Sattel. Nach einer starken Parade war er im Trab zurückgekehrt und ich drehte mich nach Judith um.