Judith mit Wonderwall - A Reitstunde 1/4 Beendet

Ich betrat das Viereck, doch von meiner Freundin war keine Spur. Ich lies mich auf der Bank an dem Platz nieder und wartete geduldig. Dann hörte ich Hufgetrappel hinter mir und drehte mich zu Judith und Wonderwall um. "Na, ihr Beiden!", begrüßte ich sie und lächelte ihr entgegen.

"Hey", lächelte ich zurück. "Wonderwall war dreckiger als gedacht, wo auch immer er das Schlammloch gefunden hat, entschuldige die Verspätung", ratterte ich herunter, zog dabei den Gurt stramm und schwang mich in Wonders Sattel. "Eigentlich wäre Dressurreiten ohne Sattel auch mal toll, habe ich auch schon öferts gemacht, nur auf nem Turnier war ich noch nie so", träumte ich vor mich hin, nahm die Zügel auf und sah Jessy abwartend an. "Was nun?"

Ich hatte mich nicht von meinem Platz auf der Bank bewegt, sondern zurück gelegt und die Augen geschlossen. Eine Sekunde lang genoss ich die Strahlen und antwortete: "Was nun? Schritt reiten! Danach antraben, leicht traben und schön biegen und stellen! Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Nachher kannst du ein paar Dressuraufgaben ohne Sattel reiten!" Ich hörte wie sie gerade an mir vorbeiritt, machte aber immer noch keine Anstalten mich irgendwie zu bewegen. Ich war heute schon wieder in Stress geraden und genoss nun etwas Ruhe.

"Jaja, schlaf du nur", brummelte ich freundlich und trieb Wonder konsequent vorwärts. Mein Hengstilein schien ein wenig faul zu sein, manchmal brauchte er seine Zeit um aufzuwachen, besonders, da ich gestern Springen mit ihm geübt hatte. Trotz seiner leichten Faulheit arbeite der Rappe gut mit und ich fing bald mit dem Traben an. Langsam erwachte das Pferdchen unter mir, ließ sich brav stellen und biegen. Mittlerweile lief Wonder locker flockig vorwärts, wölbte stolz den Hals und kaute leicht auf dem Gebiss. Zeit, dass Jessy mal aus ihren Träumen erwachte.

"Lass deine Hand etwas tiefer!", rief ich ihr entgegen, als sie sich gerade zu mir wenden wollte. "Und ein paar Schlangenlinien!" Ich lächelte Judith an, als sie mich leicht verwundert anschaute.

"Wenn du meinst" verwunder ritt ich eine Schlangenlinie mit Wonder. "Ich habe zwar schon zwei mit ihm absolviert, als du am Träumen warst, aber nun gut"

"Führ ihn noch ein wenig mehr am außeren Zügel, der fällt manchmal bei dir weg", sagte ich, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete Beide sehr genau. 'Scheinbar habe ich heute einen meiner strengen Tage', dachte ich mir und musste unwirkürlich Lächeln.

Ich streckte Jessy die Zunge raus und machte brav, was sie wollte. "Noch irgendwelche Wünsche?", fragte ich lachend, nachdem ich meine vierte Schlangenlinie mit ein paar Handwechseln und Volten ausgeführt hatte.

Ich zog die Augenbraue hoch und gab meine nächste Anweisung: "Angaloppieren. Gesetztes, kontrolliertes Angaloppieren. Ausen führt, innen treib. Deine Hände und Hacken liegen so ganz gut."

"Wenigstens etwas" grummelte ich und gab Wonder kontrolliert die Galopphilfen. Wie Jessy gesagt hatte, führte außen, innen trieb. Ich unterdrückte ein Seufzend, als Wonder einen Bocksprung losließ und trieb ihn konsequenter vorwärts, damit er mit dem Blödsinn aufhörte.

"Okay. Zirkel und an der geschlossenen Seite durchparieren zum Trab, aus dem Zirkel wechsel und bei erreichen des Hufschlags angaloppieren", sagte ich zu ihr und behielt sie weiterhin im Auge.

Ich lenkte Wonder auf den Zirkel und bereite ihn mit mehreren kleinen Paraden auf das durchparieren zu. Als wir die geschlossene Seite erreichten, parierte ich ihn durch, was reibunsglos klappte. Im lockeren Trab wechselten wir aus dem Zirkel, ich spielte leicht mit den Zügeln um Wonder aufmerksamer zu machen und gab kurz vor dem Hufschlag die Galopphilfen. Einen Ticken zu früh aber auf der richtigen Hand und sauber sprang Wonder um, ich klopfte ihm den Hals und wartete auf weitere Anweisugen

"Gut", sagte ich und fuhr sofort weiter, "Bleib im Galopp gehe mal ganze Bahn, bei A durchparieren zum Trab und durch die ganze Bahn wechseln, dabei Tritte etwas verlängern. Achte darauf das er dir auf der Hinterhand bleibt und nicht auf die Vorhand fällt."

Ich verdrehte leicht die Augen und lenkte Wonder auf den Hufschlag. Dabei spielte ich leicht mit den Zügeln, Wonder schien gerade Lust auf einen schnellen Jagdgalopp zu bekommen. Mein Trakilein blieb brav bei mir, ließ sich mehr oder weniger bei A durchparieren, ich wusste genau, dass er erst 2 Schritte nach A in den Trab zurück gekehrt war, machte mir aber nichts draus, wechselte durch die ganze Bahn und trieb meinen Hengst konsequent vorwärts, damit er seine Tritte verlängerte und nicht auf die Vorderhand fiel. Es klappte ganz gut aber Jessy würde bestimmt was zu meckern finden...

"Okay. War nicht schlecht. Hände noch etwas ruhiger und etwas genaueres Durchparieren wäre noch etwas besser..." sagte ich und beobachtete die Beiden genau. "Kehr wieder in den Galopp zurück, bei C und geh ganze Bahn. Behalt ihn die eine Seite konsequent bei dir und bei der Anderen darf er seine Tritte verlängern, aber nicht bei hetzen!"

"Tritte verlängern heißt auch nicht schneller werden, kein Wunder das ich nicht hetzen soll" konnte ich mir die bissige Bemerkung nicht verkneifen und galoppierte mit Wonder an. Es war nicht schwer, ihn konsequent bei mir zu halten und auch das Tritte verlängern klappte gut, auch wenn ich mir sicher war, dass Jessy nicht diese Dressurlektion sondern ein einfaches schneller werden gemeint hatte. Aber Pech, sollte sie halt ihre Anweisungen genauer geben...

"Entschuldigung, aber ich hatte halt mehr Schüler die hetzen können. Besser der Ausdruck "zulegen". Aber war gut so, besser wenn du ihn noch etwas mehr auf die Hinterhand bekommst", sagte ich und fuhr fort, "Was ich mit hetzen meinte war, dass ich genügend Schüler hatte, die das ganz einfach nicht konnten.... aber egal. Okay. Nächste Lektion ein einfacher Galoppwechsel. Du reitest eine Runde Zirkel, dann aus dem Zirkel wechsel, dabei einen einfachen Galoppwechsel und auf der anderen Hand eine Runde auf dem Zirkel. Verstanden?!" Ich verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete Beide genau.

"Ist ja nicht schwer zu verstehen" Meine Laune war im Keller. Ohne ein weiteres Wort lenkte ich Wonder auf den Zirkel, galoppierte eine kontrollierte Runde und achtete darauf, dass der Hengst genug Schwung aus der Hinterhand mitnahm. Nach der Runde wechselte ich aus dem Zirkel, parierte dabei zum Trab durch, stellte Wonder sehr deutlich um, da ich wusste, dass viele Pferde bei zu leichten Hilfen beim ersten Galoppwechsel Probleme hatten, und galoppierte wieder an. Wonder hatte es kapiert und war auf der richtigen Hand, was ihm ein überschwängliches Lob einbrachte. Ich versammelte Wonder ein klein wenig, um seine Aufmerksamkeit bei mir zu behalten und führte die Lektion mit einer Zirkelrunde zu Ende.

"Gut. Nochmal das Ganze. Dieses Mal nur der Übergang zum Schritt. Also Galopp-Schritt, danach gleich wieder vom Schritt in den richtigen Handgalopp", wies ich meine nächste Anweisung los und beobachtete beide, fügte dann noch hinzu: "Lass ihn bitte nicht in dem Trab auslaufen oder im Übergang stocken."

"Mache ich ja auch immer, ich bin ja so eine schlechte Reiterin" Mir ging heute einfach alles auf die Nerven. Ich galoppierte weiter auf dem Zirkel, stellte Wonder schön nach innen, damit der Zirkel rund wurde und wechselte dann aus dem Zirkel. Ich hatte Wonder vorher schon mit einer Parade darauf vorbereitet, hielt das Tempo jetzt bewusst langsam, um Wonder das sofortige Durchpariern zum Schritt zu erleichtern, was auch sehr gut klappte. Wieder stellte ich den Hengst deutlich um und galoppierte nach drei Tritten wieder - auf der richtigen Hand - an.

"Schön", lobte ich und fuhr fort, "Abtraben und trocken reiten."

Ich seufzte stumm und ließ mir im Trab die Zügel aus der Hand kauen. Wonder streckte sich freudig, schließlich parierte ich zum Schritt durch und klopfte meinen Hengst ausgiebig.

"Okay. Lass ihn noch etwas Schritt gehen und Morgen pünktlich in der Halle", sagte ich, bevor ich verschwand.


Beendet.!