Judith mit Fury "Konditionstraining"

Fury hatte ein wenig Terz gemacht, er wollte den Berg schneller rauf als ich. Der leichte Sitz wäre nicht gerade förderlich gewesen, also hatte ich mit Fury noch zwei Volten am Fuß des Hügels gedreht und ließ ihn erst dann im kontrollierten Galopp den Hügel erklimmen. Ein wenig zu schnell wurde er zwar schon, aber ich ließ ihn gewähren, holte ihn streng in den Trab zurück und schnell schlossen wir zu Jessy auf.

"Okay. Im Trab nun runter. Versuch ihn bei dir zu behalten! Halt dich links. Am Besten du klempst dich etwas hinter mir. Rechts ist es zu rutschig!", sagte ich zu ihr und Sacré trabte ohne zu Zögern den Hang wieder runter. Er trat trittsicher auf und die letzten Meter verfiel er in einen verhaltenden Galopp. Als wir wieder ebenerdig waren, parierte ich ihn zum Trab wieder durch und drehte mich nach Judith um.

Fury hatte unruhig den Kopf in die Höhe geworfen und wollte Sacré hinterher, ihn am besten sogar noch überholen. "Nix da!", streng hielt ich meinen Wallach zurück, lenkte ihn oben auf dem Berg auf einen Zirkel und bemühte mich, ihn unter Kontrolle zu bekommen. Langsam beruhigte mein Hellbrauner sich, schnaubte einmal befreit auf. Ich hielt ihn streng unter Kontrolle, schickte ihn den Berg runter. Trittsicher suchte der Wallach sich im lockeren Trab seinen Weg und wurde nur von mir daran gehindert, den Berg im entspannten Galopp zurück zu legen. "Sorry, hat was länger gedauert", grinste ich Jessy an, als wir unten angekommen waren.

"Kein Problem!",winkte ich ab und fügte hinzu, "Sacré ist einer der ruhigeren Genossen... mit einem kleinen, großen Dickkopf!" Jetzt lachte ich kurz auf und trieb ihn in einen angenehmen Trab. "Okay.... Nach der Rechstkurve kommt ein kleiner Bach... Nicht sehr tief, kann man locker durchtraben", erklärte ich ihr und schaute mich aufmerksam nach Judith um.

"Auja, Wasser" brummelte ich. Mein Wallach liebte Wasser, das konnte ja richtig heiter werden. Im entspannten Trab ritten wir um die Rechstkurve. Fury blähte aufgeregt die Nüster und machte einen Satz nach vorne. Er ließ sich kaum beruhigen, wollte immer schneller auf das Wasser zu "Ich sag doch, er liebt Wasser!" rief ich zu Jessy herüber und gab Fury eine scharfe Parade. Widerwillig nahm der Hellbraune das Tempo zurück, machte aber einen kleinen Satz und wir landeten im Wasser. Sofort stoppte mein Wallach, begann begeistert zu scharren, das es nur so spritze. "Weiter, du verrückter!" schimpfte ich lachend, zog Fury den Kopf hoch, trieb ihn vorwärts und sah mich nach Jessy um. Alles zugleich. Eine Multitaskingfähige Frau eben.

Den Satz, den Fury in den kleinen Bach hinein gemacht hatte, hatte meinen Wallach seinen Ehrgeiz geweckt. Sacré zog einmal scharf das Tempo an, fiel in einen verhaltenden Galopp und war in binnen in Sekunden im Wasser. Energisch setzte ich eine scharfe Parade nach der Anderen ein und gewann wieder volle Kontrolle über meinen Dunkelfuchs. Es hatte länger gedauert, da er einen ziemlichen Dickkopf haben konnte. So stand er nun auf der anderen Seite des Baches und kaute unruhig auf seinem Gebiss. Ich beugte mich leicht nach vorn und nahm kurz an und nach. Sofort reagierte mein Wallach und ging 4 Tritte ruckwärts. Dann lobte ich ihn zufrieden und drehte mich nach Judith um. Mit einem entschuldigen Lächeln sagte ich zu ihr: "Sorry, aber er hat nun mal seinen eigenen Dickkopf, den ich ihm nicht austreiben kann und eigentlich auch überhaupt nicht will. Sonst ist er viel zu langweilig für mich." Ich lachte kurz auf und tätschelte den klatschnassen Hals von Sacré.

"Kein Problem, mein Pferdchen ist ja auch nicht gerade ein Engel" grinste ich und wischte mir Wassertropfen aus dem Gesicht. "Was nun?" Fury tänzelte unruhig mit geblähten Nüstern, er wollte weiter. Beruhigend tätschelte ich seinen Hals und ließ meinen fragenden Blick auf Jessy ruhen.

"Was nun?! Also dort vorne ist die Geländestrecke! Ich wollte noch ein wenig mit dir Wall hoch und runter reiten! Also: Weiter! Volle Fahrt vorraus!", lachte ich und gab meinem Wallach die Galopphilfen. Diese nahm er sofort an und setzte sie um. Mit großen, schwungvollen Galoppsprüngen schwebte er förmlich über den Boden und ich schaute mich lächelnd nach Judith um.

Fury spielte mal wieder Rennpferd und machte allen mögliche Blödsinn, von Kopf hoch reißen über gegens Gebiss gehen bis hin zu buckeln, nur weil er an Sacré vorbei wollte. "Junge, du spielst gerade mit dem Feuer" zischte ich warnend. Auch wenn ich mit solchen Pferde noch nie die Geduld verloren hatte, schadete es nix, sein Pferdchen vor zu warnen. Als wir nah an dem Wall dran waren, regte Fury sich noch mehr auf, alle Pferde gingen mit ihm durch und er streckte sich, wollte nur noch rennen, rennen, rennen. Sanft aber sehr bestimmt zwang ich ihn, eine enge Volte zu drehen, dann noch eine und noch eine. Auch wenn Fury versuchte auszubrechen: Ich ließ es nicht zu. Als er einigermaßen ruhig blieb, erweiterte ich die Volte zu einem Zirkel und ließ ihn galoppieren, wobei ich mit den Zügeln spielte, bis er sich beruhigt hatte. "Heute machst du aber auch nichts als Ärger!" schimpfte ich, als mein Vollblut endlich zum stehen gekommen war.

Etwas perplex, dass meine Freundin nicht mehr neben mir ritt, nahm ich alle Möglichkeiten, die mir noch blieben, um Sacré zu stoppen. Mit einem langgezogenen: "Brrrrrr!", kam er dann unbequem direkt am Wall aufgang stehen. Ich lobte ihn kurz und drehte mich nach Judith um, ohne mich sehr zu bewegen, da ich Angst hatte, ihn irgendwie aus den Gleichgewicht zubringen. "Alles Okay?!", fragte ich sie und gab meinem Wallach, der wild mit dem Kopf schlug, eine Aufforderung zum Wenden. Trittsicher, aber dennoch etwas unausbalanciert wendete er sich wiederwillig und trat locker den halben Wall wieder runter.

"Du hättest nicht extra umkehren müssen", murmelte ich. "Das Manöver sah sehr gewagt aus. Aber nun gut, kommen wir zu deiner Frage. Ja, es ist alles ok. Pferdchen hat nur Zicken gemacht. Aber ich denke, jetzt haben wirs"

"Er kann, sowie meine anderen Lieblinge an so einem Hang auch stehen bleiben und wieder drehen. Das übe ich öfters mal. Aber Sacré ist dabei noch nicht ganz ausbalanciert, aber das bekommt er noch durchs weitere Training", antwortete ich ihr und klopfte den Hals meines Dunkelfuches. "Na denn. Neuer Versuch würde ich mal sagen", plapperte ich weiter, fasste die Zügel kürzer und trieb meinen Wallach auf die Höhe von Fury. "Auf gehts!"

Fury buckelte kräftig und schüttelte seinen Dickkopf. "Jessy... ich weiß, dass ist nicht die richtige Methode, aber ich möchte das Hindernis nicht reiten. Nicht heute. Er benimmt sich wie der letzte Arsch und ich habe keine Nerven dazu..."

"Brrr", machte ich und brachte meinen wieder zum Stehen, drehte mich im Sattel nach ihr um und schaute sie prüfend an. "Was anderes? Oder doch lieber in Richtung Hof?!"

"Lieber was anderes. Er hat ja noch viel Power und ich auch noch viel Lust, aber eben nicht, mich so großartig mit ihm auseinander zu setzen. Dafür fehlt mir heute echt der Nerv"

"Also, zur Auswahl steht ein Wasserein- und Ausprung, Eine Hecke - Baumstamm Kombination...", ich schaute mich suchend um und fuhr dann fort, "Und noch eine schöne Galoppstrecke." Ich spielte mit den Zügel, da mein Dunkelfuchs unruhig anfing zutänzeln und klopfte ihn kurz an.

"Ich bin für die Galoppstrecke", grinste ich.

"Okay. Dann auf!", antwortete ich ihr, wendete nochmals meinen Wallach, da er nur am tänzeln war und lies ihn kontrolliert neben Fury in den Galopp wechseln.

Ich versicherte mich erst, dass Jessy nichts dagegen hatte und gab Fury dann den Kopf frei. Darauf hatte das Vollbut gewartet. Mit mächtigen Sprüngen fetzte er vorwärts, wurde immer schneller, die Galoppsprünge raumgreifender und flacher. Automatisch ging ich in den leichten Sitz, beugte mich tief über Furys Hals und feuerte ihn immer weiter an. In solchen Momenten wurde deutlich, dass Fury mal ein Rennpferd gewesen war. Und wohl auch, dass ich lange Zeit mit Rennpferden gearbeitet hatte. Ein Blick nach hinten zeigte mir, dass Jessy und Sacré ziemlich weit zurück lagen - kein Wunder. Die Strecke neigte sich sowieso ihrem Ende zu, also setzte ich mich vernünftig hin, machte mich schwer im Sattl und gab sanfte, aber energische Paraden. Ich war bemüht, Fury nicht zu abrupt durchzuparieren, da er sonst stoplern könnte und ließ ihn einfach ausgaloppieren, bis wir schließlich in den Trab wechselten und dann zum stehen kamen. Mit geröteten Wangen sah ich mich nach Jessy um.

Ich hatte meinen Wallach in seinem Galopp gelassen und lies ihn auf Ausdauer galoppieren, nicht auf Tempo. Seine Galoppsprünge waren Raumgreifend und er legte schon etwas Tempo an den Tag, hielt ihn aber dennoch etwas zurück. Als wir einige Meter vor Judith und Fury waren, setzte ich mich in den Sattel und hatte alle Hände voll zu tun, damit ich ihn zum Schritt bekam. "Pferd!", schnauzte ich ihn an, als er sich kaum zu bändigen bekam. Schließlich bekam ich ihn zum Trab und ritt eine Volte nach der Anderen. Endlich bekam ich ihm zum Schritt, auch wenn dieser eher getänzelt war und sah Judith kurz entschuldigen an: "Sorry, aber dieses Pferd hat ein wenig zu viel Power und Ausdauer... und einen Dickkopf, wie kein anderes!" Ich lachte auf und konzentrierte mich nochmals auf meinen Wallach, schaute aber kurz nochmal Judith an.

"Kein Thema, ich war auch ziemlich überrascht, dass Fury sich so leicht hat durchparieren lassen. Was nun?"

"Reiten wir zurück. Ich hab noch Bürokram und bestimmt noch andere Aufgaben, die darauf warten von mir bearbeitet zu werden... und Daphne ist zur Zeit nicht gerade vollkommen und gesund... Zur Zeit bin ich total in Arbeit und hab öfters sehr schlechte Laune..." antwortete ich und wendete Sacré, lies mir etwas die Zügel aus der Hand kauen.

"Kein Problem" Ich ließ Furys Zügel lang.

"Okay. Wir reiten noch einige Meter am Strand entlang und dann biegen wir rechts in einen kleinen Dünenweg ein. Dort traben wir sie noch ein wenig locker und dann gehts im Schritt nach Hause." Sacré schlenderte durchs seichte Wasser und steckte seinen Hals etwas nach unten, schnaubte das Wasser an.

"Na dann los" Fury zappelte unter mir nervig herum und am liebstens hätte ich ihn noch ein wenig fetzen lassen. Er hatte gestern richtig brav in der Dressur mitgearbeitet und verdiente es, einfach mal ein wenig zu rennen. Er brauchte eben viel Bewegung. Aber zusammen mit Jessy ging eben nicht alles, also quälte ich meinen Wallach mit Paraden und Ansätzen, ihn zu versammeln, damit er sich Sacré anpasste und mir nicht davon rannte.